16.11.13

"Coach oder Coaching" - Warum Schlechtreden das Kind mit dem Bade ausleert. Ein Überdenken.

Wie gerne zerlegt selbst die eigene Zunft den Begriff 'Coach oder Coaching' und meint, es gäbe keine Ende, wer sich alles Coach nenne und wofür alles das Wort Coaching eingesetzt würde. Da wird viel abwertender Hick-Hack betrieben und der Idee der Hilfe zur Selbsthilfe massiv unrecht getan. Wegen der Unklarheit und einer damit einhergehenden Bequemlichkeit wird nicht viel nachgedacht - einfacher ist es, einen Sündenbock zu finden, und damit sozusagen alle, die sich 'Coach' nennen, als potentielle 'Scharlatane' in die Pfanne zu hauen, "... weil die doch nicht wirklich wissen, was genau die da tun."

Ich werde nicht weiter in diese Kerbe hauen. Die Argumentation vermittelt eine falsche Prämisse und ist mE nicht länger haltbar. Es liegt nicht daran, dass sich viele Anbieter und Angebote 'Coach bzw. Coaching' nennen. 


"The most remarkable thing about my mother is that for thirty years she served the family nothing but leftovers. The original meal has never been found." 
Calvin Trillin
"Das Bemerkenswerteste an meiner Mutter ist, dass sie der Familie über 30 Jahre nichts anderes servierte, als Übriggebliebenes. Die Originalmahlzeit wurde nie gefunden. - Calvin Trillin


Nach bald 200 Klienten, die mich für ein Coaching beauftragten, will ich aufgrund der Zeilen von Calvin Trillin anmkeren: DAS ist die Situation, welche dem Begriff 'Coach oder Coaching' keine Kontur und keinen Halt gibt. Die Ausgangslagen, die IST-Situationen der Klientel ist die schwammige Masse, die für niemanden richtig greifbar wird. Vom Leben, Schicksal, Herkunft und Vorgeschichten aufgepeppt und aufgepeppt und nochmals mit etwas zugesetzt, kommen Menschen mit unklaren Verhältnissen in Coachings, nicht wissend, warum und woher die Dinge stammen, die vorliegen. 
Im ersten Moment musste ich über Trillins Zeilen herzlich und verständnisvoll lachen - bitte nehmen Sie es mit Humor: Das meiste mitgebrachte Leben und Arbeiten von Menschen entspricht erst einmal dem Bild von Resteküche. Mal mehr, mal weniger, aber die Idee, dass man aus der Vergangenheit immer noch etwas mitschleppt, was man schon nicht mehr zu erkennen vermag, das ist, so mein Eindruck, das wesentlichste Merkmal aller Ausgangslagen. Und wer nicht mehr wirklich in der Lage ist, seine eigene Basis des Mitgebrachten - das eigene Gelebte - zu erkennen und zu verstehen, der wird mit höchster Wahrscheinlichkeit dazu tendieren, wegen des eigenen Fahrwassers und der gefühlten Bodenlosigkeit erst einmal zu meinen, es sei nicht klar, was von denen angeboten wird, die es 'Coach oder Coaching' nennen, dabei sind diese oft bewusster aufgestellt. 

Sie glauben mir nicht und finden meine Worte krass? 
Ob Sie selber eher zur Kundschaft zählen oder ob Sie Coach sind und ein Coachingangebot anbieten, Sie werden mit mir einig sein, dass Sie folgende Szene bestimmt schon mal erlebt haben:  An Coaching Interessierte wie auch Coaches kennen die Frage: 

"Und 'wer' kommt denn so zu dir ins Coaching?" - 

Zu gerne fallen Fragender und Antwortender auf folgenden verfänglichen Aspekt rein: Die Bewertung von 'Coaching' anhand von 'Typen / Zielgruppen', als wären "nur gewisse" Menschen für ein Coaching "geeignet". Antwortend fallen dann Worte wie: "Das ist ganz verschieden, meist Menschen aus Arbeitsprozessen, Männer mit Job-Themen, Manager, Arbeitssuchende, Frauen mit Emotions- oder Orientierungsanliegen, Erwachsene, Personen mit einer Krise, blablablubb..." 

Was macht der Zuhörer mit dieser Antwort? 
Er bewertet innerlich nach Go und No-Go, ob er oder sie sich zu dieser Klientel zählen würde. Es geschieht ein diffuser und unhaltbarer "Klassen- und Typen-Check". Das ist zwar höchst menschlich, aber voll daneben, weil a) damit Menschen ungerecht und unhaltbar bewertet und eingetütet werden oder sich selber falsch eintüten und b) weil es dem Eigentlichen, was der Fragende erfahren möchte, null und nichts dient. Die falsche Frage wird mit einer unangebrachten Aufzählung unreflektiert bedient aber nicht beantwortet! 

Wie muss die Frage daher gestellt und beantwortet werden? 
Richtig muss gefragt werden - und ich werde das zukünftig als Coach sofort klären: "Was für Anliegen, Probleme klärst du in deinen Coachings? Welche Ziele kannst du begleiten? In welchen Bereichen greift deine Hilfe zur Selbsthilfe erfolgreich?" 

Dann wird klar, was mein Coaching und ich als Coach vermag. Daran kann eine potentielle Klientel für sich erkennen, ob ich als Anbieter passen würde, oder ob ich zumindest das Anliegen klären und die richtige Person vermitteln kann. Prompt haben wir ein echtes Miteinander - und niemanden mehr wird unbeholfen verunglimpft. Immerhin, meine ich. 

Herzlich

Jona Jakob

consensus-coaching.com
Zürich Bern Frankfurt


P.S. Übrigens, wenn jemand Resteküche, ein Mahl aus Übriggebliebenem mitbringt, dann braucht es ganz viel Herz und mächtig Hunger, weil: "There is no sight on earth more appealing than the sight of someone making dinner for someone she / he loves."--Thomas Wolfe

08.11.13

Wenn Coaching 'Hilfe zur Selbsthilfe' ist, resultiert der Aufwand als wertschöpfende Investition

Im Beitrag unter diesem unterscheide ich 4 Formen, die als Angebote alle mit 'Coaching' bezeichnet werden können. Als Coach mit beruflichem 'Manager'-Hintergrund vertrete ich die Haltung, dass ein Coaching ganz besonders Hilfe zur Selbsthilfe bleiben sollte. Damit will ich keinesfalls die anderen Möglichkeiten schmälern, die alle ihren guten Nutzen und ihre Berechtigung haben - was heilt, behält Recht. Vielleicht sollte aber nicht gleich allem 'Coaching' zugeschrieben werden, wenn es das im Sinn einer zielorientierten Hilfe zur Selbsthilfe nicht ist. Jedenfalls möchte ich Sie als Leserin und Leser hierzu bewusst werden lassen, wie es sich damit verhält. Ich "brauche" Ihre Aufmerksamkeit nicht :-) ... Sie können aber allenfalls Ihre Aufmerksamkeit für sich selber brauchen. Hierzu möchte ich Sie besonders ermutigen. 

Mein Aufwand für ein Coaching


Ein Coaching kostet Geld. Ich spreche nicht selten von CHF 2'000.-- bis CHF 4'000.-- für ein Coaching. Bei mir sind es meist Etappen zu je CHF 500.-- was 3 Stunden Qualitätszeit entspricht. Dann haben Sie noch den Aufwand der An- und Abreise und der Reflexionszeit zwischen den Terminen. 

Niemand möchte mal einfach so CHF 2'000.-- ausgeben, damit das nachher verpufft. Was die meisten gerne beauftragen: Sie starten mit einem ersten Termin und sind bereit, CHF 500.-- zu investieren. Danach schaut man weiter. Nun zeigen Ihnen die Beträge oben, ob es die Klientel für sinnvoll erachtet, das Gewonnene je 3h/CHF 500.-- fortzusetzen oder nicht. Man könnte ja jederzeit aufhören. 

In Bälde darf ich von 200 Erstklienten sprechen, die in den letzten fünf Jahren bei mir Coachings begonnen haben. Ca. 20% davon haben bereits zweit oder dritt und mehr Aufträge erteilt, sind also nach ersten Schritten und Zielen mit neuen Aufträgen wieder an mich gelangt. Irgendetwas davon muss Sinn machen und das kann nicht einzig an meiner Person liegen - vielmehr ist es die gefühlte Erkenntnis, mit dem Zugewinn mehr Kompetenz zu haben, besser leben zu können, die Berufslaufbahn zu gestalten und in grösseren und kleineren Entscheidungsmomenten die eigenen Gedanken mit jemandem gewinnbringend prüfen zu können. 

Niemand hat sich je bei mir beklagt, dass das investierte Geld verloren und nutzlos gewesen wäre. Und niemand kam je nochmals, um die selben Sachen wiederholt zu besprechen. Der beste Beweis für die Entwicklung der Klienten ist, wenn sie mit neuen Anliegen und Aufträgen zurückkehren, aber ihre neuen Fragen und Gedanken dort fortgeschritten anknüpfen, wo sich diese zuletzt hin entwickelt hatten. Das Gespräch setzt sich fort - als Zeichnung möchte ich hier das Bild einer Treppe vors innere Auge nehmen. Das ist dann echter Fort'Schritt. -


     Bis jetzt habe ich nur verargumentiert, das ein Coaching einen Aufwand darstellt, also Geld und Zeit kostet. Ich möchte mit diesem Beitrag jedoch zeigen, dass es sich bei den Kosten um eine INVESTITION handelt, wenn die Kondition aufrecht erhalten bleibt, dass Coaching zielorientierte Hilfe zur Selbsthilfe bleibt. Wiki definiert den Begriff Investition wie folgt: (Quelle: Wikipedia)
Investition, auch Kapitalanlage, ist in der privaten Finanzplanung (dort auch Geldanlage) und der Betriebswirtschaftslehre die Verwendung finanzieller Mittel, um damit Privatvermögen durch Erträge zu vermehren bzw. als Teil des Geschäftsprozesses um die Gewinne eines Unternehmens zu steigern.
Eine Investition meint für mich, ich investiere z.B. 100 und gewinne damit innert 12 Monaten 120 oder 200. Und nun darf ich schreiben, dass die meisten Coachingausgaben bei mir im Verhältnis 1:10 bis 20 in den folgenden 24 Monaten für die Klienten als Wertschöpfung und Gewinn resultierten.  Jemand gab also über den Sommer insgesamt CHF 2'000.-- aus, erarbeitete aber in den kommenden 24 Monaten über CHF 20'000.-- mehr an Lohn oder Einkommen. 


Wie muss ich mir diese Rechnung vorstellen?



Was bleibt wichtig, damit der Investitionseffekt auch wirklich wirkt?

Der beauftragte Prozess muss möglichst weitgehend ein Prozess der Selbsterkenntnis bleiben (Formen 1 + 2). Wichtiger sind eigene Gedanken, eigene Berichte, eigene Formulierungen für Gefühle und Bedürfnisse, eigens definierte Ziele und Anpassungen, eigene Willensbildung und eigene Willensumsetzung. Wenn Ängste und Blockaden mit Anwendungen (3) wegpraktiziert werden können, dann ist das super - das macht Sinn, wenn Sie danach die neue Befreiung dafür nutzen, über sich selber nachzudenken und sich zu erspüren, so dass Sie Expertin und Experte von sich selbst werden. Dann gewinnen Sie Ihre unverlierbare Selbstkompetenz. Und es gibt keine Sozialkompetenz oder eine gesteigerte Leadershipfähigkeit, ohne eine sattelfeste Selbstkompetenz. Das wäre sonst wie ein Haus auf Sand bauen.

Daher, bei einer zielorientierten Hilfe zur Selbsthilfe wird ein Coaching eine wertschöpfende Investition, die sich auszahlt. 

Herzlich

Jona Jakob

consensus-coaching.com
Zürich Bern Frankfurt


01.11.13

Wenn es sich schon 'Coaching' nennt, unterscheide ich vier Angebotsbereiche

Was ich heute zeigen möchte, lässt sich während einem Termmin bzw. Setting mit einer begleitenden Person nicht so deutlich abgrenzen und unterscheiden. Ich lasse es offen, ob vielleicht alle vier Formen zur Entfaltung kommen. Dennoch finde ich es hilfreich, wenn Sie die vier Angebote für Ihren Auftrag unterscheiden können.

Sämtliche Aussagen gelten für alle Menschen und für beide Geschlechter. Ich danke für das Verständnis.

Ich unterscheide vier Formen von Angeboten:
  • Therapie
  • Coaching
  • Heilpraktizieren
  • Training

Ziel dieses Beitrages ist es, eine Basis an Kenntnis zu schafffen, die dabei helfen kann, mit entsprechenden Anbietern (Therapeuten, Coaches, Anwendern und Trainern) ein bedürfnisorientiertes Gespräch zu führen, so dass Sie einen optimalen Entscheid bezüglich der Wahl des Angebotes machen können. Beim Buchen eines Angebotes entsteht mE sozusagen 'immer' ein Verhältnis von Nutzen und Aufwand (Zeit + Kosten). Und darüber hinaus unterscheiden sich die vier Verfahren auch darin, ob der Aufwand eine bleibende Investition in mich selber wird, oder eher eine momentane Konsumation. Aber das will ich je Form klären. 



Therapie (Wiki)

Der für mich wichtigste Aspekt zur Unterscheidung zwischen einem Coaching und einer Therapie, ist, dass eine Therapie zwar eine 'neue optimalere subjektive Wirklichkeit' zum "Ziel" hat, aber damit alles offen lässt, also nicht wie bei einem Coaching ein klares Ziel definiert (z.B. Ich suche eine neue Stelle). So kann jemand, der sich z.B. in eine Gesprächsberatung begibt, einfach mal darauf einlassen, ohne vorher zu wissen oder zu ahnen, was an Erkenntnis mit der Zeit zum Vorschein kommt. Wenn dann der Klient eine Veränderung für sich erkennen kann, nennt man das in der Fachsprachen einen "Shift". Der Klient macht einen shift - eine Art Ortsverlegung / Rutscher. Der Klient ist nicht mehr am Punkt seiner Ausgangslage, sondern einen oder mehrere 'Schritte' weiter. ABER: Nicht zwingend in Richtung eines "definierten Zieles" (one-way), der Klient kann sich in jede denkbare Richtung 'verschoben / verändert' haben. Das hat eine sehr heilbare Wirkung, da es die subjektive Wirklichkeit des Klienten optimiert, er also damit besser leben kann. Ein Beispiel: Der Klient hat traumatische Erlebnisse mit seiner Mutter. Zu Beginn ist das für ihn problembeladen (vor dem shift). Dank der Therapie findet der Mensch einen besseren Zugang zu sich oder zum Thema oder zu  Mutter oder zu seinem Leben oder zu Partnerinnen, etc. - es bleibt also weitgehend offen, wohin die Reise geht, wichtig ist, das die Reise wohin geht. 
Ebenfalls wichtig und vom Aufwand für die Therapie her gesehen wichtig: Der Klient weiss immer besser über sich selber Bescheid, ein Wissen, dass ihm bleibt, welches also nicht verloren gehen kann, sondern welches wie ein Fundament dazu dienen kann, seine Menschwerdung und sein Leben weiter aufzubauen. 

Coaching (Wiki)

Coaching bleibt für mich 'Zielorientierte Hilfe zur Selbsthilfe'. Was der Kunde (als Coachee) im Coaching für sich erarbeitet, hat er möglichst selber entwickelt, kann er verstehen, erklären, in Zusammenhänge bringen und als Selbsterkenntnis für die aktuelle und für zukünftige Situationen behalten bzw. nutzen. Der  Coachee will sich verändern, definiert hierfür ein konkretes (operationalisierbares = messbares) Ziel und beginnt, sich selber da hin zu 'erarbeiten'. Wichtig dabei: das Erreichen des Entwicklungszieles im Innen wie im Aussen seiner Situation, basiert dabei auf erkannten Kompetenzen (Ich-/Selbstkompetenzen -> Sozialkompetenzen -> Führungskompenzen (Leadership) -> Methodenkompetenzen (Tools & Skills). Der Hauptprozess ist die Selbsterfahrung und Selbsterkenntnis, eine Art reflexives Erkennen von sich selbst. Darauf basierend entwickelt der Coachee ein Wissen und Wahrnehmen über sich selbst, welches, wie bei der Therapie, sein Eigenes wird, welches nicht verloren geht. Der Aufwand (Kosten & Zeit) für ein Coaching ist mE eine Investition in sich selbst, die im Sinne einer 'Investition' eine Basis zu einer Schöpfung von Mehrwert wird. Neue Erkenntnissse und Selbstkompetenzen ergeben neue Stellen, neue Aufgaben, mehr Lohn, mehr Verantwortung, mehr Freude am Leben, bessere Führungsleistungen bzw. Leadershipqualitäten, höhere Sozialkompetenz und mehr Authentizität bis hin zu Charisma. 
Für mich wichtig: Ich begrüsse es weitaus mehr, wenn ein Caoching-Setting auf Methoden der Psychotherapie beruht (Analytik, Transaktionsanalyse, Sokratisches Fragen, Personenzentrierter Ansatz, etc). Begründung: Damit werden beim Coachee jene Denkprozesse gefördert, die ihn zur Selbsterkenntnis gelangen lassen. Diese Erkenntnisse sind das A und O für den Kompetenzgewinn, sie sind die Essenz der Investition (Geld & Zeit). Natürlich kann ein Coach mit etwas Theorie Zusammenhänge klären, doch dann ist es wieder der Coachee, der mit dem Input sich selber erkennt und sich seinen Weg zum Ziel entwickelt, ja sich förmlich hingezogen fühlt. Er weiss dann, warum er dieses oder jenes anstrebt, macht oder auch wichtig: endlich davon ablässt. 
Diese Form von Setting (Arrangement des Zusammeseins während der Begegnung) beschreibe ich gerne als "Raum für uns, in dem möglichst nichts zwischen uns steht, so dass dieser Raum leer, bereit, offen und präsent ist, um für den Prozess des Coachees da zu sein - der Coachee wird durch möglichst nichts in der Selbstfindung und Selbstentwicklung beeinflusst / behandelt / manipuliert / gelenkt. 
Ein ideales Indiz für gewonnene Selbstkompetenz ist es, wenn Coachees ein Coaching abschliessen und etwas Zeit ins Land streicht (Annahme: 6 Monate - 3 Jahre). Dann kommt so ein ehemaliger Kunde und möchte ein nächstes Ziel erreichen. Und nun zeigt sich seine Selbstkompetenz darin, dass die neuen Fragen auf den Fragen und Erkenntnisssen aus dem ersten Coaching darauf aufbauen - es werden nicht wieder die alten Fragen gestellt, als würde man im 'Leiterli-Spiel' wieder von Position 1 anfangen müssen. Dort zeigt sich auch, dass das investierte Geld und die Stunden gewinnbringend eingesetzt wurden. 

Heilpraktizieren oder Methoden in Form von Anwendungen (Wiki)

Während ich oben zu Coaching einen möglichst leeren Raum zwischen Coach und Coachee beschreibe, so dass die Entfaltung des Coachees aus dessen eigenen Ressourcen möglichst allen Platz und Präsenz erhält, verstehe ich 'Methoden als Anwendungen' als etwas, das sich zwischen den Coachee und den Coach stellt. Dieser Umstand stellt sich für mich daher auch sehr umgekehrt dar: Der Coach macht etwas! Eine Methode wird angewendet. Eine Sache, die nicht vom Coachee ausgeht, soll etwas bewirken. Und der Erfolg, den es gibt, lautet: "Danke der Methode XY (NLP / EFT / Hypnose / Familienstellen/ sämtliche Körperarbeiten, wie Massage, etc) konnte dem Klient in 30 Min das Rauchen abgewöhnt werden." 
Diese Formen von Angeboten sind nicht weniger sinnvoll und/oder berechtigt, wie die anderen Angebote. Sie sind mir einzig im Widerspruch mit einer entwickelten und verbleibenden Selbstkompetenz. Ich kaufe etwas, das etwas mit mir macht. Ich lasse etwas auf mich einwirken, um ein Ziel zu erreichen. Damit gebe ich einen Teil von mir in fremde Hände und Mittel. 
Wer heilt, behält Recht. Dieser Grundsatz gilt für diese Formen. Würden sie nicht einen guten und zufriedenstellenden Nutzen erbringen, würden a) nicht so viele Menschen davon profitieren wollen und b) auch nicht so viele Menschen die Methoden "praktizieren" wollen. Es sind einfach die Rollen mehr oder weniger vertauscht und die Investition kann auch zur reinen Konsumation verkommen, was auch Spass bereiten kann. Gehe ich mal in die Massage (Körperarbeit), ist das für mich eine Konsumation. Ich gewinne das tolle Körpergefühl und die Entspannung oder Schmerzfreiheit, aber vom Massieren oder meinem Körper verstehe ich weiterhin wenig. Für ein nächstes Mal brauche ich erneut den Hypnotiseur, den Masseur, den Familiensteller, den Akkupunkteur. - Ok, den Coach brauchen Sie allenfalls auch wieder, aber erneut nur belgeitend, nicht praktizierend, helfend zur Selbsthilfe, nicht helfend als Dienstleistung. 
Praktikerausbildungen sind daher so beliebt, weil man 
a) ein Wissen vermitteln kann, was immer funzt - versuchen Sie einmal ein Können oder eine Kunst zu lehren
b) weil die Lernenden eine Theorie als Rockzipfel zur Hand bekommen, an der man sich festkrallen kann
c) weil es eine verbreitete Bedürftigkeit dafür gibt, andere heilen zu wollen
d) weil eine solche Theorie und Praxis beschreibbar, lehrbar und prüfbar ist, was das Kurswesen vereinfacht
e) last but not least, der Klient seine Verantwortung an die Methode abgeben kann. Passt es nicht, liegt es
    an der Methode, oder am Praktiker oder sonst der Welt. Nur selber übernimmt man nicht, getreu dem
    Motto: Da werden Sie geholfen. 

Training - Schulung - Ausbildung (Wiki)

Auch hier kann bisweilen von "Coaching" gesprochen werden. Training, Schulung, Ausbildung ist ein unheimlich weites Feld. Doch wovon ich hier schreibe, damit meine ich das Erlernen, Üben, Prüfen, Steigern.
Es ist eher ein kognitiver, also kopflastiger Strukturprozess, so wie wir es von Schulen und Lehrgängen kennen. Hier ist das Ziel, eine Methode zu erlernen und sie per Üben immer besser anwenden zu können. Ich lerne vielleicht Gitarre spielen, oder eine Fremdsprache. Ich kann auch Führungsmethoden "lernen", doch ohne Selbstkompetenz, die es mir möglich macht, meine Sozialkompetenz einzuschätzen, werde ich nicht in der Lage sein, mein ganz eigenes Führungsverhalten situativ zu erkennen und verstehen, auf das hin mir sämtliche Führungsstile der Theorie nichts nützen, zwar erlernt und bekannt, aber nicht in ein Verstehen eingebunden, welches auf erkenntnistheoretischen Kompetenzen beruhen kann. Ich bleibe ein Fachidiot, habe aber null Flair, Ahnung, Erfahrung noch Vermögen. Das ist so, wie jene, die in der Tanzschule auf dem Elite-Niveau in Kursen tanzen, also alle Traininglevel schon durchschritten haben, aber beim Tanzen immer noch zählen. Rhythmus ausm' Becken heraus ist nicht trainierbar. 

Mein Credo: 
Wenn Sie gebildet sind, bedeut das nicht, 
dass Sie auch schon entwickelt wären. 
Jona Jakob, 2008

Dieser Blogbeitrag ist von mir geschrieben und daher subjektiv. Er ist auch nicht vollständig, da über alle vier Gebiete viel mehr geschrieben werden müsste. Der Blogbeitrag ist dazu da, dass a) Sie sich ein grobes Bild und ein paar eigene Gedanken machen können, womit Sie allenfalls Geld und Zeit in sich selber investieren möchten, und b) ist der Beitrag dafür da, meine Position, mein Verstehen, was Coaching ist, im zweiten Punkt zu überdenken, deutlich zu machen und mich in dieser Position verstanden fühlen zu können. Das ist mir wichtig und Sie haben nun jede Freiheit, sich zu orientieren. 

Herzlich

Jona Jakob

consensus-coaching.com
Zürich Bern Frankfurt


15.10.13

Eine Coachingausbildung ist keine Kompetenz.

Eine Coachingausbildung ist keine Kompetenz. Wäre dem so, könnten Sie gleich zum Coatch-the-Coach übergehen - dann hätten Sie eine Kompetenz in 'Coachingausbildung'. Wenn Sie also einen Abschluss in der Tasche haben, müssen Sie Ihre Kompetenzfelder bei Ihnen selber ausmachen und in diesen dann Menschen mit Hilfe zur Selbsthilfe (Coaching) begleiten.

Die meisten Ausbildungsabschlüsse haben Sie in eine berufliche oder fürs Leben taugliche Fähigkeit entlassen. Haben Sie als Koch, Verkäuferin, Marketingfachfrau oder Techn. Kaufmann abgeschlossen, konnten Sie damit losziehen und diese Arbeit angestellt oder auf eigene Rechnung verrichten. Faktisch gesehen können Sie beim Coaching ganz ohne jede Ausbildung beginnen, aber das wäre vermutlich früher oder später unverantwortlich, jedenfalls den Klienten gegenüber. 

Ich kann in diesem Beitrag nicht ausführen, von welch unterschiedlichen Art es Coachingausbildungen gibt. Das würde den Rahmen sprengen. Aber da gibt es, je nach Anwendungsverständnis, die unterschiedlichsten Varianten. Worum es mir aber geht, ist, ob es jemand schafft, gleich nach der Ausbildung bzw. wegen dem Abschluss der Ausbildung in "ein laufendes Geschäft" zu gelangen?

Es mag viel mehr Gründe geben, als ich hier erfasse, warum jemand eine Klientel schafft und gleich bedient, meist schon währen der Ausbildung, und warum es bei vielen nicht, nie oder kaum dazu kommt, so dass ein Start versickert. Ich möchte eher lösungsorientiert schreiben und ein Bild zeigen, welches einem ein Gefühl dafür geben könnte, was es sein könnte, worin ich als frisch ausgebildeter Coach zur Kompetenz in meinem Begleiten, in meiner Hilfe zur Selbsthilfe kompetent wäre: 



Sie werden feststellen, sozusagen am eigenen Leib spüren, dass es für Kunden nun eine innere Sicherheit braucht, etwas, wo man Ihnen kaum noch etwas vormachen kann. Etwas, worin Sie erfahren sind. Zumindest sollten Sie so weit Erfahrung haben, dass Sie den Kunden verstehen können, wenn er seine Situation schildert. Und zwar nicht kognitiv im Kopf oben verstehen, sondern im Bauch, im Körper, in der Resonanz eigener Erfahrungen, in denen sie selber einst gearbeitet, gelitten, gefreut, gefühlt und angenommen haben. Sie müssten es 'riechen' können, was Ihnen erzählt wird. 

Darüber hinaus, und das finde ich enorm wichtig, müssten Sie mit dieser bestimmten Erfahrung abgeschlossen haben, so dass Sie nicht mehr davon betroffen sind. Sie müssen den Schmerz, das Trauma, die Wucht und Wirkung jener Sache kennen, ohne dabei ins Triggern und in eine Betroffenheit zu geraten. Sie können also nicht jemanden in Stalking, Burn-out, Vergewaltigung, Schulden oder Arbeitslosigkeit, etc. coachen, wenn Sie noch darin stecken und geschüttelt wie gerührt sind, wie es Ihnen selber ergangen ist. Dann würde eine Identifikation mit dem Klienten entstehen, und die darf nicht sein. Solche "Coaches und BeraterInnen" erkennen Sie meist daran, dass sie mit einem Thema missionieren, als hätten Sie einen Auftrag das Thema in die Welt zu bringen. Sie sollten das Thema kennen - aber souverän davon weg sein, also 'plus ultra' - darüber hinaus. Dann sind Sie in einer Sache bewandert, ExpertIn, Fachperson, Crack - Sie wissen Bescheid. 

Irrwitzigerweise sind - das will ich nicht als letzte Wahrheit verstanden haben (Anmkerkung JJ) - die meisten Erfahrungen im Leben eher durch Krisen und durchs Scheitern errungen, denn durch klares Kalkül zum Erfolg, was es natürlich auch gibt (Ausbildungen / Karrieren / Sport- und Politsiege / etc). Doch meist fängt in uns das Interesse am Selbst (Ich-Kompetenz) und für andere darin an, dass es einem in einer Sache dreckig erging und man sich aber daraus lösen und befreien konnte. Bewältige Krisen sind mE die meisten Erfolgspositionen, die man als Mensch für sich authentisch verzeichnen kann. Dumm, wenn Sie bisher ein sorgloses Leben führen durften, es könnte sein, dass Ihnen vieles fremd bleibt. Aber bestimmt, es gibt auch zum Begriff 'Sorglos' eindeutige und wert- wie sinnvolle Kompetenzfelder. 

Vielleicht eine der grössten Hürden im Werden zum Coach, ist die eigene Ablösung, die eigene Emanzipation von Abhängigkeiten (gilt für beide Geschlechter), die Individuation in eine möglichst freie und unabhängige, als von Hörigkeiten befreite Person. Diese Ablösungen sind nun mal der grösste Kampf, den Menschen in ihrem Leben führen. Hier kann die Wahl der Ausbildung eine enorme Rolle spielen, je nach Anteil und Dauer in der Bildung der eigenen Person, der Persönlichkeitsentwicklung. Wenn Themen wie die Transaktionsanalyse (Berne/Harris) oder die Reaktualisierungstendenz (Rogers) im Zentrum der Ausbildung hohe Anteile genossen, so dass sich die Teilnehmenden darin reflektieren und immer wieder reflektieren mussten und es heute noch tun, dann kann es sein, dass Sie bereits gut wissen, was ich meine. Wenn aber eine Ausbildung mehr Methoden, Skills und Werkzeuge ins Zentrum stellt, werden Sie sich womöglich nun an jene Methoden klammern, 'klammern' eben, weil Sie nicht in sich selber stehen, frei und losgelöst und selbst'sicher. Es gibt die Weisheiten einer Medizinfrau, die sich Ohio Mountain Dreamer nennt, und deren Sätze Sie gerne hier vollständig lesen können - zuletzt fragt sie: 

<< Ich möchte wissen, was dich von innen hält, wenn sonst alles wegfällt. >> 
Orioh Mountain Dreamer

Sind Sie nicht selbst'sicher - wie wollen Sie dann jemanden coachen? Machen Sie was Sie für möglich halten, aber Ihre Kunden werden Sie in Ihren Schwächen riechen. Denken Sie daran: Weder in der Schule noch Lehre, weder in Anstellungen noch an Verhandlungstischen haben Sie viele Menschen beobachten können, die gerne Antworten liefern, Lösungen preisgeben, Vorschläge präsentieren und schon gar nicht gerne vor versammelter Mannschaft etwas vortragen oder zeigen. Sie kennen Menschen eher, dass diese sich in solchen Momenten in der Gruppe zurückhalten und sich schützen. Als Coach können Sie das nicht. Sie müssen nicht alles wissen oder können, Sie dürfen sich erkundigen und Schwäche zeigen. Sie müssen sogar in enormem Mass Schwäche zeigen und schwere Phasen aushalten können. Aber in Ihrer Authentizität geniessen Sie an keinem Tag und zu keiner Stunde Deckung hinter einer noch so ersehnten Insel - Sie sind als Coach gefordert, jenes Gefühl zu vermitteln, das einem Leuchtturm gleichkommt. Wetterfestigkeit, Trutz, im Aussen sein und an geschaffener Position deutlich sein - das gehört in Ihrem Komptenzfeld zum Rüstzeug. Sie müssen jene Portion Sicherheit dabei haben, wegen welcher der Klient seine Selbsthilfe begleitet haben möchte. 

Gehen Sie zu Beginn Ihrer Angebote (Coachings, Workshops, Interessengruppen, Gespräche, etc) in jene Bereiche, in denen Sie sich so sicher fühlen, dass Sie sich vor den Leuten nackig machen könnten und die noch so dumm schauen würden. Gehen Sie dort hin, wo Sie über sich hinaus gehen können - Ihr Plus Ultra.

- Wenn Sie soeben Yogalehrerin wurden, geben Sie erste Kurse in jenen Übungen, in denen Sie nicht mehr Lehrerin sein müssen. 

- Wenn Sie soeben Business-Caoch geworden sind, begleiten Sie Personen zu Beginn in jenen Fächern oder Leistungen, in denen Sie beruflich hart geprüft wurden (z.B. Disziplin / Ordnung / Genauigkeit / Abschliessen)

- Wenn sie als Life-Coach den Abschluss haben, suchen Sie in Ihrem Leben ihre lebendigsten Anteile (Schulzeit, Schwangerschaft und Geburt, Krankheiten und Heilung, Ihr Garten, Ihre Rezepte, Ihre Dekorationen, Ihre Partnerschaft, Ihre Reiseerfahrungen, Ihre Krisen mit Bestehen, Hauskauf, etc) - dort machen Sie einen ersten Info-Abend. 

- Coachen Sie bitte keine Hochbegabte, wenn Sie nicht hochbegabt leben ... - "Jetzt lachen Sie doch mal." 

Was können Sie, ohne die Ausbildung? Worin wissen Sie Bescheid? Wo wächst bei Ihnen Ihre Brust?

Herzlich

Jona Jakob

consensus-coaching.com
Zürich Bern Frankfurt


Kommentar einer Leserin zum Beitrag << Eine Coachingausbildung ist keine Kompetenz >>

Sehr geehrte Leserinnen und Leser, ich darf diesen Kommentar veröffentlichen. Ich erlebe ihn so eindrücklich, wo er deutlich zu spüren gibt, dass jeder Mensch sein Ding haben kann, worin sie oder er mit der Ausbildung eine starke Hilfe zur Selbsthilfe verkörpern kann und damit Coach wird. Ich danke Doris Bussmann, einerseits fühle ich mich gesehen und verstanden und andererseits sind mir ihre Worte ein Geschenk. BG, JJ 
Hier der Link zum Originalbeitrag: http://exhalat.blogspot.de/2013/10/eine-coachingausbildung-ist-keine_15.html

Lieber Jona

vielen herzlichen Dank für diese Anschauungen, über die ich hier gerade gestolpert bin. Sie geben mir viele Antworten - auf Fragen, die mir meine Coachingschüler stellten und auf die ich nicht genau wusste, wie ich antworten sollte. Jetzt aber weiss ich, was es ist, warum ich einerseits mit Leib und Seele Coach bin, andererseits mich in vielen Bereichen und Gebieten so unsicher fühle, dass ich auch selten Klienten bekomme: 


In meinem Gebiet als Lehrerin bin ich im Angestelltenverhältnis und coache in dessen Rahmen. Und ausserhalb habe ich gemeint, zu wenig Zeit und Werbung investiert zu haben. Aber ich vermute aufgrund deiner Aussagen, dass ich wohl eher zu wenig auf mein Inneres, auf meine Authentizität vertraut habe und mich zu stark an der Methode festhielt. Wenn mich dann meine Ausbildungsteilnehmer fragen, wie man zu Klienten kommt, fühlte ich mich im ersten Lehrgang noch als Heuchlerin und war zutiefst unsicher, ob ich überhaupt Ausbildungen geben dürfte. Inzwischen weiss ich aber, dass ja, denn ich BIN Lehrerin und kann und darf demzufolge unterrichten und ich habe auch längst genügend tägliche Erfahrung im Coachen von Menschen, Kinder wie Eltern, zudem einen Logenplatz auf die menschliche Entwicklung. Es ist auch durchaus so, dass mich Leute um Unterstützung bitten in ihren Angelegenheiten als Mutter, Alleinerziehende, Partnerin oder Partner, Lehrperson, gesundheitlich oder lebensgestalterisch. Und natürlich höre ich da zu, frage ich da nach und helfe ich da weiter. Einfach so, denn das ist in mir. Und es geschieht ganz selbstverständlich. 


Ich werde also in Zukunft weniger an Werbung denken, wenn ich Coaching meine, sondern meine Kompetenzen besser auf meine Fahne schreiben und ich bin überzeugt, die Leute, die mich brauchen, kommen. Auch mit der Bitte um ein reguläres Coaching, weil ich weiss, dass nicht nur mein Zuhören, sonder auch unsere Coachingmethode Teil von mir ist und durch mein authentisches Überzeugtsein wirkt und "gluschtig" macht.

Und meinen Studis werde ich sinngemäss erzählen, was du hier geschrieben hast. Nochmal danke dafür!


Herzlich
Doris Bussmann, Bern, 16. Oktober 2013

14.10.13

Coachingausbildung wird zum Loch, in das man fallen kann

Es ist mir als Beobachtung nicht entgangen, dass sich viele Menschen davon angetan fühlen, selber coachen und daher auch 'Coach' werden wollen. Neben diesem Anliegen gibt es eine Reihe angegliederter Formen solcher Bestrebungen, welche wir als Bereiche
  • der Körperarbeit 
  • der psychosozialen Arbeit und 
  • der Arbeitswelt (Skills) ansiedeln können 
  • selbst die beliebte Ausbildung des Heilpraktizierens gehört in dieses Feld 


Die Coachingausbildung als persönliche "Fallgrube"


Ich beobachte dabei seit Jahren ein Geschehen, das in den meisten Fällen "nach" Abschluss der Ausbildung auftritt, aber einem zu Fall bringen kann, jedenfalls für eine längere Weile:

Der ausgebildete Mensch, frisch gekrönt als Coach, fällt in ein Loch! Es zeigen sich mir Sachen wie
  • Unsicherheit 
  • Selbstzweifel 
  • zögerliches Vorangehen 
  • kaum Trittfestheit und 

  • Gewusel im Aussen bezüglich Leistungsbezeichnung 
  • Titel 
  • Zielgruppe 
  • Leistungsrahmen und last but not least 
  • den Honoraren/Preise 


(Bild von Jona Jakob auf Jotter)

Was passiert da?

I - Motivation zur Ausbildung

Die Motive, dass sich jemand für eine Coachingausbildung interessiert, liegen oft nicht einzig beim Fokus für andere Menschen. Vielmehr möchte man aus einem Bedürfnis in Sachen Selbstkenntnis und Ich-Kompetenz eine Ausbildung für Persönlichkeitsentwicklung machen, um sich selbst zu entwickeln bzw. einmal im Zentrum zu stehen.

II- Das Glücksgefühl der Ausbildung

Es ist nicht unbekannt, dass eine begonnene Ausbildung vielerlei gute Gefühle aufkommen lässt und man begeistert bis euphorisch bei der Sache ist, bis hin zur freudig verkündeten Anfrage um Unterstützung von Erhebungen für Abschlussarbeiten. Man ist gut und fleissig und stolz darauf. Gerne.


III - Beendung der Ausbildung

Auf einmal ist alles fertig. Die Zusicherung, man sei nun Coach ist ausgestellt, es gibt ein letztes Hallo und danach geht jede Teilnehmerin und Teilnehmer in seine eigene "Alleingelassenheit" (sag ich mal, um zu veranschaulichen). Danach vergehen die Wochen und es entsteht eine Distanz zur aktiven Lehrzeit, den 3-6 Monaten, wenn es dick kommt, war es ein Jahr. Tschüss, eingebundene Zeiten. Tschüss Gruppe. Ade Spiegelpartner und Feedback von Trainern. Hallo "Ich-alleine" und nun?: Ich falle in die Coach-Ausbildungsfalle!


IV - Die Dreiheit der Destabilisierung im Selbstvertrauen

Jetzt kommen drei Dynamiken zusammen:

  1. Meine "Allein-Sein-Verunsicherung" nimmt zu ...
  2. Der Diplom- bzw. Kundenerwartungsdruck nimmt zu ...
  3. Die Wirkung der Persönlichkeitsentwicklung setzt ein ...


IVa - zu 1 - : Meine "Allein-Sein-Verunsicherung" nimmt zu

Ich spüre mit jeder Woche mehr, dass ich 'niemanden' mehr für meine Fragen, Unsicherheiten, etc. habe, und ich aber von der ersten Sekunde Kontakt tausende von Fragen hätte, die alle zu klären wären. In der Ausbildung noch so klar empfunden, entsteht im Alleinsein ein 'pas-de-deux' (Zweiertanz) der höchsten Verantwortung ... bloss nix falsch machen, aber wie geht das?


IVb - zu 2 - : Der Diplom- und Kundenerwartungsdruck nimmt zu

Jetzt hat man diese Ausbildung. Verwandte, Kunden, Mitarbeiter im eigenen Unternehmen, Vorgesetzte und Kontakte wissen: "Ah, du hast doch jetzt eine Coachingausbildung - na, dann mach mal...!" - Und bitte, mach es richtig bzw. tu mir nix Falsches mehr, ob jetzt als Verwandter, Bekannte, Kollegin oder Trainer ... verletze oder enttäusche mich nie mehr, und vielmehr, bring mich vorwärts, selbst wenn wir nur einen Café trinken. Zeig mir wo es lang geht und überzeuge mich mit deiner Schlauheit, denn DU bist der Coach. Und bestimmt: Es ist mir egal, ob du selber in Nöten bist, auch bedarfst, keinen Auftrag oder Kunden hast und ich dir nicht ausgleichend begegne sondern fordernd und erwartend.

Jetzt kommt der Punkt, wo die "Ich-falle-Falle" einsetzt:


IVb - 3 - : Die Wirkung der Persönlichkeitsentwicklung setzt ein

In den 6-12 Monaten Ausbildung lernte ich mit Lust und Freude und einer hohen Bedürftigkeit unzählige Theorien, die ich alle für MEINE Persönlichkeitsentwicklung, für meine ICH-Kompetenz BENÖTIGTE. Benötigte als Not.

Es war herrlich und wohlig, von

  • Eisbergmodell
  • Transaktionsanalyse
  • Empathie
  • Zielentwicklung
  • Zuhören
  • Einfühlen
  • Verstehen
  • Fragetechniken
  • Programmierungen
  • Sozialisierungen
  • Lebenszyklen
  • etc. etc.
zu hören, zu vernehmen, es auf sich selber zu reflektieren und sich darin - als Auszeit und Tat am Guten - zu sehen. Es war schlicht die Wonne, sich wiederzuerkennen, von anderen gespiegelt, gefeedbacked und empathisch in Ich-Botschaften dargestellt und gesehen zu werden. Endlich wer, dem man sich anvertrauen kann. Endlich ein Ort, wo man sich offen zeigen darf, wo es gewünscht ist, sich zu reflektieren, in sich einzufühlen und hervorzuholen, was in einem seit vielen Jahren angestaut zugeschüttet unterliegt. "Auftun, öffnen, her damit .. Aahhh" - die Gruppe trägt das alles.

Aber da ist die Ausbildung auch schon fertig, alle sind weg und in meinen täglichen Handlungen erkenne ich mich wieder: klein, solo, unsicher, nicht gemittet und bedürftig.
Ich finde es zwar gut, endlich über mich selber reden und mich zeigen zu können. Ich finde es gut, meine Verletztungen und Wunden, Schwächen und Ängste eingestehen und offenlegen zu können ... doch nun liegt alles offen aber kaum etwas davon ist damit schon verarbeitet.

Das Verarbeiten setzt, frisch angefixt, eben erst ein: RRRUMPS ... PLATSCHH ... Beine weg.
Was meine ich mit "Loch, in das man fallen kann"?

Ich meine oft zu beobachten, dass die Anteile, welche die Persönlichkeit eines jeden in hoher Resonanz anklingen lassen, in den allermeisten Fällen nach einem ersten Erkennen und Wahrnehmen (noch in der Ausbildung) dann erst anfangen, als Erkenntnis in mich zu sickern, mich auffordernd, mich damit zu befassen. Ich muss mich - so 'viral' angefixt - auseinandersetzen, hinschauen und es herausarbeiten, ganz nach dem (Stupid-)Klassiker: "Schau bei dir selbst - was hat das mit dir zu tun?", ganz oft ein überfordernder Einsamkeitsschaffer aller erster Güte.

Die jahrelang verhinderte Persönlichkeitsentwicklung wird durch solche Kurzausbildungen wie ein Pickel entzündet, reif gemacht und auch aufgedrückt, damit sich sein Inhalt unschön zeigt ... - doch wenn danach keine Zeit bleibt, die offenen Wunden richtig leer zu machen, sie zu säubern und sorgsam verheilen zu lassen, bleibt was? Eine Narbe, zu oder offen nässend.

Und so kann es sein, dass jemand nach einer zu kurzen Ausbildung mit persönlichkeitsentwickelndem Anteil zwar an vielen Stellen erlöst offen dasteht, jedoch niemanden mehr findet, der nun die Heilung, Verarbeitung und Entwicklung mit einem begeht und liebevoll mitmacht, bis es gut sein kann.

Es steht dann wer da, mit seinem Coach-Titel, und fühlt sich allenfalls unsicherer als je zuvor. Wo hingegen das Umfeld meint, einen ausgebackenen Psychologen vor sich zu haben, der nie mehr eine Schwäche zu zeigen braucht. Ein Konflikt, der zum Verkriechen führen kann.

Wenn Ausbildungen von der Dauer her lange, d.h. zwei und mehr Jahre dauern, wird diese Krise meist durch die Ausbildung getragen. Die Gruppe ist noch da, die Trainer ebenso, man hat mehr Zeit und auch das Ausbildungssetting, an welches man immer und immer wieder vertrauensvoll gelangen darf.

Wenn wer aber in die Situation gerät, dass die frisch geöffneten Erkenntnisse ANFANGEN ZU WIRKEN, dem entsteht keine Möglichkeit, diesem auszuweichen. Der Prozess der Entwicklung, ob zum Guten oder Verunsicherten, schreitet ohne Rücksicht voran und verändert einem, ob per Krise oder Erkenntnis, ob als heilsames Gutwerden oder bleibendes Vernarben.

Man kann sich in dieser Situation nur entscheiden, ob man das Ganze mit sich selber durchsteht, diese 1-2 Jahre Prozess, oder ob man eine Möglichkeit zur Supervision prüft. Damit: Mit dem Diplom fängt sehr oft erst etwas an, was einem selber mehr beschäftigen kann, als dass man verantwortungsvoll in der Lage wäre, für andere Menschen bereits eine Begleitung und ein Vorwärtsbringen zu bewirken, fühlbar als in sich ruhend und mit gereifter Sicherheit, Ich-Kompetenz und Sozial- oder Methodenkompetenz.

Vielmehr kämpft man allenfalls mit zusätzlichen Nebenerscheinungen:

  • Partnerschaftsverlust
  • Jobverlust
  • Selbständigkeit
  • Scheidungsbedürfnis
  • Bruch mit den Eltern
  • Verlust von früheren Kollegen
  • Einsamkeit
  • noch keine neuen Freunde, etc.

Mein Vertrauen, meine Sicherheit, meine Gelassenheit, mein Gesundsein und mein ganz eigenes OK-Sein ist MEINE Mitte. Meine Offenheit ist ein Bild von einer ruhenden Seele und nicht einer offenen Fleischwunde. Nach Ausbildungen - egal welcher - entsteht für die allermeisten Absolventinnen und Absolventen, vom Abiturienten bis zum Fach-Meister eine Art "Vakuum" - dort hineinzufallen hat seine Tücken - aber für einen Coach geht das nicht!

Es lohnt sich mE, solches zu beobachten und allenfalls einzugestehen, nicht als Form von Bezichtigung, sondern als gut verstandenes Zeichen von Verantwortung, welche man dann doch wahrhaben will.

Nachtrag:

Geben Sie nun auf keinen Fall auf. Das Löbliche an Zeit ist, dass sie verrinnt. Und noch viel löblicher ist des Menschen "Reaktualisierungstendenz" (Rogers) ... aus dem Sturmtief segeln Sie dann schon wieder raus - wohlwissend, was ihr Schiff auszuhalten vermag. Danach ... danach ist man 'Captain' - mit oder ohne Diplom.

Warum? Weil Ihre Erprobtheit glaubwürdig geworden ist - was dem Gegenüber spirituell das Gefühl von Vertrauen verschafft. Und eben nicht das schimäre Vertrauen, Ihnen nachzudackeln, als wäre Sie die Obermutter, nein, ich rede von echtem Vertrauen, welches Sie schaffen, in welchem nun andere Menschen ihr ganz eigenes Schiff erproben wollen, erfahrend, ob es selbsttragend und selbstverantwortend schwimmt.

Herzlich

Jona Jakob

consensus-coaching.com

Zürich Bern Frankfurt

12.10.13

... ist Heilpraktizieren - nicht Coaching!

Coaching: 

Das meiste, was mir im Internet angeboten wird, ist Heilpraktizieren - nicht Coaching!


by JJ
Jona Jakob, Aug. 2013