25.09.15

Selbstwerdung durch eigene Antworten

Das Thema: Ich möchte aufzeigen, das Theorien, Schulen, Ausbildungen, Kurse, Abschlüsse, Lernstoff etc. erst dann zu etwas Wertvollem werden, wenn man deren Inhalte sozusagen zerbeisst, kaut, mit eigener Spucke zu Brei zermalmt und diesen Brei allenfalls in mehreren Mägen wiederkäut, auf das der vermittelte Inhalt zu etwas EIGENEM wird. Zu eigenen Antworten in der Sache, dem Stoff, dem Thema.

Und wenn nicht, wenn mir das zu Lernende fremd bleibt und es nicht durch mich selbst zu MEINEM wird, ich selber weder an Kompetenz und Persönlichkeit gewinne, sondern vielmehr OPFER meiner Ängste bleibe, weiter nach Ratgebern, Workshops und vor allem den Lehrpersonen, den Professoren, Autoren, Experten schiele und immerzu weiter hoffe, irgendwer nimmt mir meine Verantwortung ab, eigene Antworten zu haben und zu leben.

Die Führerscheinprüfung bestanden zu haben, sagt einfach nichts aus. Ich will in deinen Worten förmlich spüren, dass du fahren kannst.

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Vor einer Woche fuhr ich mit einem Freund am selben Tag nach Dresden und zurück. Wir hatten auf der Autofahrt wie auch zurück im Zug Zeit, im Gespräch zu sein. Mein Freund ist Psychologe, Körperzentrierte Psychologie, er ist Organisationsberater in Grossunternehmen, er ist ein Meister von grössten Worldcafé-Verantstaltungen und last but not least ist er in dem nicht zu kleinen Thema des Integralen (Wilbert) locker zuhause, gerne gibt er dir in 10 Min eine Achtsamkeitsübung ab oder eine Konzeption, wie wir uns neu verstehen könnten. Es ist allein eine Erfahrung, wie behutsam er seine Worte zu Sätzen bildet.

Am vergangenen Montag verbrachte ich einen Tag mit einer Gruppe von weiteren sechs Leuten. Wir trafen uns zum Thema 'Fragen zur GFK, zur Gewaltfreien Kommunikation.

Nach beiden Anlässen, die an sich tiefste Begegnungen wurden, so dass wir alle miteinander im Kontakt stehen konnten, suchte ich über Tage, was genau mir diese beiden Anlässe so wertvoll, so geistreich und nahrhaft machte. Es beschäftigte mich enorm, warum das Ausgetauschte so sehr an Kraft, an Sprache und Ausdruck und Sinnvollem wie Gewonnenem ermöglichte.

Der Grund für die geistige Fülle und Dichte, für diese hohe Kunst im Verarbeiten des Errungenen Wissens und Könnens, der Erfahrungen und Meinungen liegt in nichts weniger, als darin, dass alle erwähnten Beteiligten IHREN STOFF VERZEHRT, VERDAUT UND ZU ETWAS EIGENEM gemacht hatten und es weiterhin tun, egal was sie schon alles erfahren hatten.

Niemand sprach von den Gurus, Lehrmeistern und Gründern etwelcher Theorien. Wovon sie sprachen, das waren ihre eigenen Antworten, Positionen und Auslegungen der Theorien dieser angesprochenen Grossmeister, ob Jung, Watzlawick, Rosenberg, Rogers oder Hellinger, e.a.

Wenn ich mich also mit denen vertiefe, reden wir jeweils mit der ganz eigenen Sprache und schützen uns nicht hinter Titeln, Weisheiten, Büchern, Ausbildungsinhalten und Klimbim, der uns zu allem gut war, nur nicht, uns selber zu werden. Uns selber zu werden bedeutete und bedeutet weiterhin, sich von seinen Meistern zu emanzipieren und die ganz eigenen Worte, Gedanken, Strukturen zu jenen Themen zu erarbeiten und zu entwickeln, welche dann durch diesen Verdauungsprozess sich in uns auflösen, aufgenommen und absorbiert werden und damit jene Stufe erreichbar werden lassen, in der ich von keiner der Theorien "nur" rede wie ein Rezitator - WEIL SO SEHR VERINNERLICHT ICH DIE SACHE LEBE ! - ... weil es dann auch möglich wird, die Sache zu fühlen und sie fühlend weiterzugeben. [Sonst setze sich mal wer einen halben Tag neben Ewald, auch wenn kein Wort fällt. Sagenhaft wird sein, was der dir mitgibt, ohne jedes Zutun]

Zu gerne folge auch ich dem flockigen Gedanken, mir beim Universum einen freien Parkplatz zu bestellen. Doch wenn die Geheimnisse von "Secret", wenn die Idee der Matrix-Einstellungen, der morphogenetischen Felder die ist, über Einstellungen Schmied seines eigenen Glücks zu werden - und davon bin ich gerne überzeugt - dann verhält es sich in umgekehrter Weise so, dass wer Lehrstoff, Theorien und Methoden zum EIGENEN in sich aufnimmt und willentlich anstrebt, er oder sie durch diese EINSTELLUNG diese INHALTE und diese QUALITÄT AN FÜLLE UND DICHTE in den Kosmos einbringt, zurücksendet, den Kosmos und unsere Welt damit nährt und bildet und damit Einfluss auf alles nimmt.

Und in diesen 'Antworten' ans eigene Ich und damit an das grosse Ganze liegt nicht weniger, als alle Ver'Antwortung.

Und meine empfundene Zufriedenheit, mein Glück und Seeligkeit, meine Begeisterung und Kraft nährt sich darin, DAMIT ZU LEBEN, dieser Verantwortung einen Inhalt zu gebären, auf das ich Antworten habe.

Und so könnte ich für einen GFK-Wordingfanatiker ein streitbarer "Gewaltsamer" sein. Wer mich jedoch kennt, wer meine Fragen hörte, dem ist nicht wirklich möglich, mich nicht der GFK zuzuschreiben, einem Sehen, einem Empfinden, einer Haltung gleich, die fähig und von gutem Herzen willens ist, den Ernst des Anliegens durchaus zu vertreten.

Was also bist du aus all dem Gelernten? Wer wurde aus dir?

Für die Antwortenden. Für die Schweigenden. Ans Ganze.

Herzlich

Jona Jakob

consensus-coaching.com
Zürich Bern Frankfurt


20.09.15

Geduld

Es gibt einen Satz von Hegel:

"Die Ungeduld verlangt das Unmögliche, nämlich die Erreichung des Ziels ohne die Mittel." 

G. W. F. Hegel


Es ist nicht zu selten, dass wer sich ein Coaching beauftragt und dann dieses Tempo der eigenen Ungeduld durch Beiträge des Coaches halten und gehen will. Damit verlegt der Coachee seinen Blick und die Verantwortung für Vorwärtskommen gleich auf den Coach, jenen anderen Menschen. Coaching bleibt aber Arbeit an der Selbstarbeit und die von Hegel gemeinten 'Mittel' müssen und werden durch Zeit und Arbeit des Coachees sozusagen "ermittelt", gefunden, erstellt und konzipiert. Daraus erwächst SEINE Lösung, sein Gefühl, sein Ja zu seiner Sache. 

Und wenn es noch so viele Verlockungen von Angeboten gibt - auch in dieser Frage müssen Sie sich beantworten, mit welchen Mitteln sie denn zu sich arbeiten möchten. Mit eigenen oder mit gekauften? Was ist Sie?

Herzlich

Zürich Bern Frankfurt


13.09.15

Geburts-Tag

Also ...

Danke für die vielen Grüsse und Glückwünsche zum Geburtstag. Manchmal kann man nicht so richtig erzählen, was war, es is aber ne Menge Gutes.

Das Entscheidende am Älterwerden ist mE, dass man immer weniger ernst nehmen muss. Sich selber schon am wenigsten. Und es entspricht meiner Denke, dass es keine grössere Eigenschaft für einen Coach gibt, als diese Souveränität, sich nicht mehr ernst nehmen zu müssen. Mann kann, ja, aber man muss nicht. Es mag nun unzählige Menschen geben, die hierzu meinen würden: "Wie kann der nur so etwas behaupten?" aber gerade diese verkrampften Sichernstnehmer sind es, die mir in diesem Berufsfeld am suspektesten sind. Wenn man genau hinschaut, gibt es ein Heer von Coaches, die ja nix anderes vermitteln, als 'Festhalten'. Die bescheren einem die zweite Stufe Maslow, also "Befriedigung von Sicherheitsbedürfnissen". Von Selbstverwirklichung sind die selber weit davon entfernt bis unfähig.

Ich stelle mir das vor, wenn sich der orientierungsuchende Klient mit dem Sichernstnehmenmüsser treffen und die beiden dann versuchen, die Situation zu verbessern. Zwei Kieferknirscher, die gemeinsam ein Uhrwerk bauen wollen. Für mich zählt viel mehr der Gedanke, dass die Philosophie weiter die Kunst ist, sterben zu lernen. Dazu braucht es die innere Ruhe, dem Tatbestand des eigenen Endens mit einem Ja empathisch beizustehen. Da kann man loslassen und so an Wesentliches des Eignen wie das des Fremden herangelangen, da auch ein Entleben keine Wirkung darauf einnimmt. Alles andere ist Verkrampfung. Selbst der Gedanken an Etwelches, was man mit "Verantwortung" mir entgegensetzen möchte ... mit dem Effekt des Sterbens hebt sich auch dieser Standpunkt förmlich auf, da nicht haltbar. Wären Sie schon vor 20 Jahren gestorben, Ihre Kinder, Ihr Hund und andere würden getrost im Leben stehen. Wir sind entbehrlich, echt jetzt.

Nebenbei: Buntspechte klopfen auf Baumnüsse der beiden Bäume ein. Klingt toll ...

Also, mein Geburtstag fiel mit zwei Dingen zusammen, auch wenn es Zufall war: Erstens: die ARD startete mit der neuen Stadlshow, und da ich 53 wurde, fühlte es sich so an, als sei ich nun die angepeilte Zielgruppe für nächste 15 Jahre TV-Samstag. Alles etwas jünger, mehr live, bunter und weniger chalêt-haft.

Und zweitens, der viel grössere Bang: Irgendwie hab ich gerade nichts mehr zu tun. Ich bin mit allem auf meiner Höhe, bei mir. Ich habe über 10 Jahre Lebenskrise hinter mir. Jahre, in denen ich in diese Krise hineinschlitterte, Jahre, in denen ich nur verlor, Jahre, in denen ich nicht wusste, ob ich so leben wollte und Jahre, wo ich eine Idee davon hatte, wofür ich da doch wieder raus wollte. Ich meine, man muss einen verdammt guten Zielort für sich haben, wenn man im Wesentlichen nicht zu feige ist, sich das Messer durch die Unterarme zu ziehen, Also bin ich. Und es sind 10 Jahre rum.

Ich war, wenn ich es mit meiner Brille checke, mein Leben lang Coach, Mit 10 coachte ich unsere Haushaltung, das Essen, die Küche, den Einkauf. Mit 12 war ich Liebeskummercoach, da ich bereits in der eigenen Mansarde wohnte und alle Schulfreunde das nutzten. Als Asthmatiker wurde ich niemals Fussballcoach, aber dafür Mitmädchenrumsitzer, ich war 'der' Softcoach, als der Softie erst erfunden werden musste. Die eigene Bude und der Master in Haushaltführung machten mich zum Gastgebercoach, ob vom Familienfrühstück bis hin zur grossen Fete. Mit dem Moped mobil und zum Discokönig geboren, wurde ich Cliquen-Coach. Ich war der sprichwörtliche 'Tom Hagen' der Berner Discoszene, die ja Fribourg, Neuchatel und Biel miteinschloss. Dass ich, konfrontiert mit den Verantwortungen des Erwachsenseins längst zu einer Art Freak meiner Resilienzstrategien geworden war, konnte ich für 15 Jahre der Verblendung nicht erkennen. Ich wurde irgendwas oder irgendwer, nur nicht mich. Ich musste scheitern. Ich war da 42.

53 sein und als Coach in einer bunten Geografie zu stehen, die sich gesellschaftlich mehr als oft ändert, ist eine Herausforderung. Manchmal weiss ich, für wen ich mich eigne, manchmal habe ich das Gefühl, alle Bezüge zu Menschen würden sich mir entziehen. Zudem baut der Körper ab.

Aber eben, mir ist längst gelungen, was Schissern nicht wirklich möglich wird. Ich kann. Und wenn es sterben ist, kann ich alles andere auch. Und wie das so kam, dass ich nun damit beglückt bin, weiss ich nicht. So nichts müssend kann mir das gleich egal sein. Dieses Unbezogene, Unverhaftete, die Freiheit eines offenen Seins ohne jede Notwendigkeit - DAS eben hat sich mir erschenkt, gegeben. Ich habe es hier bei mir.

Und wenn Sie nun meinen "der spinnt" - na dann denken Sie halt etwas länger darüber nach - oder halten Sie sich gerne an dem fest, was meine Gedanken Sie verunmöglichen lässt. Nochmals - es gibt mE keine besser Fähigkeit für einen Coach, als wenn der spürt, dass er nicht mehr muss. Dann noch jemanden dazu bewegen, sein Sein zu optimieren, das ist die freieste Art und reinste Qualität von Bejahung zum Leben, die es mE gibt.

Die meisten Menschen sterben in jener Gefühlsorientierung, mit welcher sie ab dem Geburtsmoment in die Welt traten, nämlich im Modus "Ich-bin-nicht-ok und ihr-seid-ok". Geht auch, wenn man nie was anderes erfährt.


Geburts-Tag, das ist mE dann, 

wenn dir die Umstände wo ein Fenster so aufreissen, 

dass du genug Zeit bekommst, 

den blauen Himmel, die frische Luft und deine eigenen Felder 

unter deinen Füssen zu spüren, so dass du merkst: 

"Aha, DAS ist meins ... zuvor, das muss ein Film gewesen sein."

Jona Jakob - 2015



Ich werden den Teufel tun, mich unter die alte miefige Decke der Abhängigkeiten und des Festhaltens an irgendwas zurückzukrümeln. Nicht einmal eine mögliche Krankheit soll es je schaffen, mir meine Freiheiten zu nehmen. Ich bin da, um zu zeigen, dass man selbst leben kann. Sollte sich das mir umständehalber versagen, warum auch immer, ist fertig. Denn dafür wäre ich niemals nochmals zu haben.

"Cheers!"