01.12.15

Coach zu sein, das ist gleich mal meine Zeit.

Eine Antwort im Sinn von "Ich hatte noch keine Zeit, die Unterlagen vom Seminar ..." löste in mir eine Reaktion aus, zu der ich meinen Beitrag schreiben möchte.

Denn mein erster Gedanke war: "Wenn du Coach werden willst, musst du dir deine Zeit nehmen und diese eigene Zeit einführen, festigen und bewahren."

Zeit frei zu haben und diese gegen alle Ansprüche Fremder durchzusetzen, ist von jener Art, wie wenn ich als Coach im Vorgespräch entscheide, ob ich die anfragende Person für ein Coaching annehme oder nicht. Es geht dabei um nicht weniger als

  • mich frei zu halten, weil das ein Teil meines Angebotes 'Coaching' ist, frei zu sein
  • freie Zeit als eine zentrale Kostbarkeit zu verstehen, ob ich 'arbeite' oder 'es nicht so aussieht'
  • freie Zeit als eine Geld- und Wertsache fürs eigene Coachingangebot durchzusetzen

Wenn ich Coach werden will, gilt es, den eigenen Kindern, dem eigenen Partner, den Eltern, Freunden, Nachbarn, dem Verein und auch möglichen und aktuellen Kunden erkennbar und respektierbar zu machen, dass ich mein Umgang mit meiner (Coach)-Zeit selber definiere und durchsetze - und dass das mit dem, was gemeinhin als Aufmerksamkeit für andere gemeint und verstanden wird, wenig zu tun hat. Und ja, anfänglich und auch später: immer wieder führt das zur Ablehnung meiner bewussten Haltung, da ich ja nicht sofort reagiere. 

Die Kunst, sich seine Zeit und Arbeit zu erhalten - egal was alles ich in meiner Coach-Zeit tue - ist mE eine Grundvoraussetzung, zwischen sich selbst (als Coach) und ALLE ANDEREN jene Distanz zu etablieren, jene Nichts-Zone, eine Art Niemandsland, die es braucht, weder durch Fremdes und Beeinflussendes, ja gar Rufendes, vereinnahmt zu werden. Es ist ok, nach mir zu fragen, aber es bleibt dabei, dass es einen Moment dauern kann, bis ich antworte und auch ich dabei ok bleibe. 

Damit meine ich, dass man als angehender Coach anfangen sollte sich zu achten, dass mit den Lerntagen die Zeit meines Coachwerdens nicht abgeschlossen ist und ein mögliches schlechtes Gewissen wegen des Wochenendes im Seminar (Abwesenheit gegenüber den Liebsten) mich nicht in die alte Position drängen darf. Nein, Coach zu werden bedeutet, nach dem Lern-Weekend von anderen zu verlangen, mir auch noch die nächsten Tage zu gewähren, in denen ich meiner Nacharbeit nachgehe, weil sie keine Nacharbeit ist, sondern meine Arbeit als Coach. Das mag neu sein, aber das ist nun so. 

Erneut: Es ist eine Art, anderen in Ihrer Ungestümtheit zu vermitteln: "Nein - nicht so!"

Wenn wir die Umrandung von Parkfeldern respektieren oder "Dein Bac - mein Bac" oder "Aus" im Fussballspiel, wenn wir 100 Euro für 100 Euro verstanden und respektiert haben wollen, wenn wir beim Einkauf uns auf Cent-Preise achten, dann sind wir durchaus in der Lage, selbe Grenzen und Formate, Rahmen(bedingungen) und Wertvorstellungen für die ZEIT, den WERT und die ARBEIT als (angehnder) COACH zu etablieren, 

Ich gebe Ihnen Recht: Das ist enorm schwer, den anderen diese neuen Grenzen aufzuzeigen und sich damit den eigenen Entwicklungsraum zu schaffen - was auch meint, alten Wildwuchs einzudämmen. Aber gerade darin liegt jenes "magic", dass sich so viele NUR ZU ERKAUFEN wünschen: Für sich selbst Wirkendes zu schaffen. Wirkendes ist nicht kaufbar.

Denn vielmehr, als dass ich meinen Nächsten beibringen muss, meinen Zeit'Raum zu respektieren, in dem diese erst einmal weniger von meiner Präsenz erhalten (dafür in neuer Qualität), muss ich dieses Selbst'Verständnis FÜR MICH etablieren. DAS ist der Knackpunkt dieses Bewusstsein.

Es ist so simpel, da über mehr als 20 Jahre anerzogen, beratend und mit etwas Helfersyndrom der oder die "Geliebte" zu sein, in dem man immer und sofort für alle anderen da ist und für sie noch vorausdenkend sorgt. Aber die Aufgabe und Position eines Coachs ist die, darin verstanden zu werden, dass wenn von mir mein Nein ausgeht, ich allen WERT IN DIR bewahre und schöpfe. Mein Nein ist nämlich keine Ablehnung, sondern ein Bewusstmachen DEINER, MEINER und ALLER ANDEREN WERTE - wir brauchen hierfür nur einen anderen Zugang als den alten, der da meint, man könne mal so einfach alle Zäune eintreten. Das mag weitum so zeitgemäss und die "Regel" sein, aber fürs Coachsein kann das niemals die Regel werden, im Gegenteil. 

Daher, schaffe dir deine Zeit. Denn wenn du das vor dir selber nicht schaffst, weil andere dich - oder gar du dich selbst - drücken, mit welcher inneren Stärke und Qualität willst du dann einem Coachee das zu Spürende und Fühlende vermitteln, an seine eigenen Ideen zu glauben, an sich und seine Entwicklung? Wie willst du (Caoch) sein, wenn du dich selber nicht hast?

Denn wenn mir jemand zu spüren geben kann, eigenen Raum, seine Zeit, ja seinen eigenen Garten erstellt zu haben, vermittelt mir das jene Botschaften, ich auch, ich könnte es schaffen. Da ist jemand, der mir das vorlebt. 

Mit besten Grüssen

Zürich Bern Frankfurt


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