04.11.16

Deutsche Branchenumfrage für Coaches: Warum sollte ich daran teilnehmen? Warum sich damit befassen?

Empfehlung: Teilnahme an der jährlichen Branchen-Umfrage des Büro für Coaching und Organisationsentwicklung, Deutschland


http://www.coaching-umfrage.de 

Bild: (c) bei Jona Jakob, privat

Seit vier Jahren nehme ich an der Befragung teil. Ob sich diese für Schweizer Kolleginnen und Kollegen eignet, wäre denkbar und möglich. Aber zwei Aspekte begeistern mich Jahr für Jahr:

1) Die Umfrage ist sehr angenehm und wirklich reflektierend gestaltet. Die Fragen bewegen mich, verlangen von mir Selbstreflexion und Bereitschaft, teilweise kneifen sie mich so etwas wie in den Hintern. Das tut gut, meine ich.

2) Die Resultate haben es ebenso in sich. Es rühren mich jene Cluster ebenso, mit denen ich konform liege, wie jene Bereiche, wo ich mit meinen Werten ausschere. Beides gibt zu denken. Beides zeigt mir, wo ich in der Branche liege. Das tut ebenfalls richtig gut.

Der Fragekatalog ist jährlich so gestaltet, dass ein Teil der Fragen die Branche jedes Jahr neu befragt (also wiederholend). Und ein Teil der Fragen ist einem aktuellen Themenbereich gewidmet, dieses Jahr der professionellen Qualität und Evaluation.Letztes Jahr war es das Nutzen digitaler Unterstützungstools.

Sehr spannend die Fragen diesmal um 'Primär-Ausbildungen' als Coach. Was soll das sein?

Gefragt wird nach:
  • eklektische Ausbildung ohne Schwerpunkt in der Beratungsausrichtung 
  • Gestalttherapeutische Ausrichtung 
  • Gruppendynamische Ausrichtung 
  • Humanistische Ausrichtung (z.B. Klientenzentrierte Gesprächsführung) 
  • Hypnotherapeutische Ausrichtung (z.B. nach Erickson) 
  • Körperorientierte Ausrichtung (z.B. Bioenergetik) 
  • Kurzzeittherapeutische Ansätze (z.B. nach De Shazer) 
  • Logotherapeutische Ausrichtung 
  • Mediation 
  • Moderatorenausbildung 
  • NLP 
  • Organisationsentwicklung 
  • Supervision 
  • Systemische Ausrichtung (z.B. Systemische Beratung, Aufstellungsarbeit) 
  • Themenzentrierte Interaktion (TZI) 
  • Tiefenpsychologische Ausrichtung (z.B. Individualpsychologie) 
  • Trainerausbildung (z.B. Train-the-Trainer, Verkaufstrainer) 
  • Transaktionsanalytische Ausrichtung 
  • Verhaltenstherapeutische Ausrichtung (z.B. REVT) 
  • Sonstige

Ich kann das glücklicherweise ausweisen und daher ein Beispiel geben: Meine Primärausbildung ist die zum Zert. Gesprächsberater im Personenzentrierten Ansatz (Person Centered Approach) nach Carl R. Rogers. Ich bin sowohl in der Schweiz durch pca-ch wie in Deutschland durch die GwG hierin zertifiziert. Das ist eine langjährige Grundlagenausbildung in beratenden Berufen mit einem nicht-direktiven und wertfreien Ansatz:

http://www.carlrogers.de/personenzentrierte-ansatz-einstellung-nicht-methode.html

Diese Ausbildung unterscheidet sich von einer Grundausbildung in Coaching. Sie stellt mich über schier fünf Jahre in eine Haltung, während ein Jahreskurs in Coaching das kaum zu vermitteln vermag, hingegen Haltung, Ethik und Grundlagen-Tools schon. Es gibt eine Vielzahl solcher Grundlagenausbildungen. Aber es macht einen grossen Kompetenzunterschied, ob jemand solch eine Primär-Ausbildung als Caoch mit sich bringt, oder eben "nur" die Coachingausbildung, die sich ja noch massiv in Tiefe und Qualität untereinander unterscheiden mag. Last but not least zählt auch, was ein Coach an Selbst- und Lebenserfahrung und auch aktiver Weiterbildung mitbringt und was davon er oder sie in sich übernommen hat, so dass es auch gelebt und getragen wird.

Aus Erfahrung finde ich auch eine Managementausbildung mit strategischer Denk- und Haltungsweise als Primärausbildung geeignet. Sie kann zwar im Coaching 'hinderlich' sein, wenn ein Ex-Manager weiter 'direktiv' handelt und eher berät oder managed (Mentoring), als coacht. Aber für Business-Coachings Positionen, Aufgaben, Verantwortungen, Rollen, Ziele, Organsiationsstrukturen und Dimensionen der Sach- wie Sozialziele zu kennen, ist mE das A und O eines Business-Coachings. Man sollte den Kontext und alle Tragweiten schon kennen, in dem der Klient seine Anliegen lösen soll. Marketingleiter- und Verkaufsleiterausbildungen, KMU-Betriebswirtschafter, Bachelor, Master ... alles Strategisch und ausgerichtet bzw. fokussiert auf zukünftige Potentiale.

So macht es Sinn, auf der Website www.coaching-umfrage.de auch die Resultate der letzten 3-4 Jahre durchzuschauen - es ist erstaunlich, was alles als Hype geht und sich dann doch nicht wirklich bewahrheitet hat - jedenfalls bisher.

Sie kriegen als Coach Fakten - das ist mE selten genug. Daher lade ich die EU-Coaches ein, mitzumachen. Und vielleicht macht es den CH-Coaches doch Sinn, die eigenen Beträge in Euro umzurechnen und sich zu vergleichen. Willkommen auf jeden Fall.

Mit besten Grüssen
Jona Jakob
www.jonajakob.com
Zürich Bern Frankfurt

Foto: Eigene Aufnahme eines Weingutes in Rhein-Hessen