05.04.17

Rezension zur Neuerscheinung: 'Ich will Coach werden' - Buch von Frau Dr. Brigitte Wolter (Budrich Verlag / amazon.de)

Man hält einen exzellenten Reiseführer in der Hand und meint dann, die Reise werde eine leichte.

Ich las das Buch mit mehr als 10 Jahren Praxiserfahrung in Zürich und acht Jahren Coaching in Frankfurt am Main. Ich erwischte mich mehrfach bei einem „Pahh!“ oder einem „Ffttt…!“, ganz einfach, weil das kritisch erfasste Thema, Coach werden zu wollen, von Frau Brigitte Wolter jene Erfahrungen in mir anklingen liess, an denen ich über die vielen Jahre am meisten zu leiden hatte und auch am schwersten mit mir rang. Coach zu werden hat mehr von mir abverlangt, als ich das vermitteln könnte.

Mit Einwilligung der Autorin und des Verlages. / Bild: Jona Jakob

Das Buch enthält mE alles. Vielmehr enthält es so viel Essenz der Essenz, dass man als Einsteigerin oder Anfänger vielleicht nicht zu erkennen vermag, wie weit die Tragweite einzelner Kapitel, Informationen, Sätze bis hin zu einzelnen Worten gehen mag. Wenn ich aber das Gelesene mit meiner Selbsterfahrungen zum Coach vergleiche, kann ich getrost bestätigen: „Jammer nicht, in dem Buch stand / steht alles drin.“

Meine mir wichtigsten Stellen sind:
  • Hinweise auf das Nicht-Direktive im Coachingverständnis
  • Auszüge mit Bezug zu Carl R. Rogers wertfreien Annahme und Personenzentrierung
  • Dass profunde Coaches nicht nur über eine Coachingausbildung verfügen (Sekundärausbildung), sondern meist über viele Jahre länger dauernde Grundausbildungen der humanistischen Psychologie (PCA / TA / GT / HPP / etc), bezeichnet als Primärausbildungen.

Obwohl die Geschäftswelt und nicht zuletzt der Mensch selbst gerne Scheu vor reflektiven Berührungen in Sachen der eigenen Psyche hat („Ich will hier keinen Seelenstriptease veranstalten!“), ist ein ‚Coach‘ ohne eine humanistisch geprägten Grundschule der Psychologie irgendwie ohne Fundament. Im Aussen mag das weit von sich gewiesen werden – aber alleine das millionenfach vermittelte ‚Eisberg-Modell‘ stellt eindrücklich dar, dass mit jedem Menschen eine Untiefe an Seelischem mit einher geht. Es wäre ein arger Witz so zu tun, als könnte man den psychologischen Anteil aus Coachingprozessen ausschliessen. Es gibt für erfolgreiche Coaches mE kein Drumherum, Coaching basiert auf einer psychodynamischen Kombination von Mensch, Sache, Erkenntnis und Lösung. Und darauf weist das Buch hin, ob von Frau Dr. Brigitte Wolter beschrieben, als auch in Form zitierter Zeilen des DBVC.

Und achten Sie sich – das Buch sagt deutlich:
  • Ich verdiene sehr lange nichts – und wenn doch mal, reicht das nicht.
  • Eine Coachingausbildung garantiert nichts.
  • Woher Sie Kunden gewinnen, ist eine zweite aber ganz andere Kunst.
Ich könnte hier hinschreiben, dass ich niemandem empfehle, Coach zu werden. Doch lieber schreibe ich, von welch fantastischer Freude und grossem Erleben es ist, jemandem nach Jahren zu begegnen, die bzw. der „damals noch“ davon sprach und heute spürbar jener Mensch wurde, die bzw. den ich für einen Coach halte. Man steht vor der Person und fühlt sich wohlig als auch gesehen, angenommen und bestätigt.

Coaching ist keine Wirtschaftstheorie, die man beratend in den Markt drückt. Coaching ist die Kunst einer persönlicher Haltung,
die von Menschen am Mensch selbst nachgefragt wird.

Jona Jakob


 Die Aufgabe und das Gelingen liegen also ganz bei Ihnen. Im Werk von Frau Wolter – lieben Dank dafür – steht alles drin. Die Frage ist nun nicht, ob Sie es verstehen, sondern ob Sie das alles in sich zu erkennen vermögen. Wenn Ja, ... 

Bild: (c) bei Jona Jakob, privat

Go ahead!


Link zur Homepage von Frau Wolter: brandinvest.com

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