26.12.17

Für Ihr Coach-Jahr 2018 alles Gute

Den Blog, den Sie gerade lesen, den widme ich dem Coach-Da'Sein bzw. dem Coach-Werden. Mir bleibt, wie Ihnen, keine Wahrheit noch ein Rechthaben. Was mir bleibt, ist meine Subjektivität und irgendwoher Wahrgenommenes. Dennoch wage ich eine Aussage in die nahe Zukunft:


Die Figur des 'Coach' korrigiert sich als Angebot im Markt massiv 
und wird in 2018 spürbar seltener, auch teurer, werden. 



Warum meine ich, dass dies so kommen wird?
Mein erster vager Eindruck ist es, dass seit bald einem Jahr die Angebote für "Neurolinguistische Programmierung - NLP" stark rückläufig sind. Ich mag mich nicht erinnern, wann ich letzte Angebote wahrgenommen habe, wo es in 2016 davon nur so hagelte. NLP-Coaching an einem Wochenende oder in wenig Zeit an sich. Es scheint mir, vorbei zu sein. 

Zweite Beobachtung: Der Coachingbegriff wird aktuell zur Hauptsache mit Führungsaufgaben verwendet, also mit unternehmens'verfremdeten Zielen und Mehrleistung. Mit dem Coachee haben diese Ziele meist sehr wenig zu tun. Es geht um noch mehr Leistung, Motivation, Resultat und Gewinn. Es mag vielleicht noch um einfühlsameres Führen gehen, aber wozu dieses genau gut sein soll, steht noch nicht exakt auf einem Blatt, kann auch dieses missbräuchlich verwendet werden. Schelm, wer böses denkt. Coaching als Führungs- und Kommunikationsfähigkeit ist mE der aktuelle Stand der Dinge. 

Warum war bzw. ist beides so erfolgreich in den Unternehmen verbreitet, ob NLP oder Führung? Weil es dem reinen Coachinggedanken entwichen ist. Es hat sich beides auf mehrfach pragmatische Weise verselbständigt und bedient sich auch gegenseitig: Die Unternehmen wollen die Ziele bestimmen, die Trainer wissen methodisch, wie diese (direktiv) zu erreichen sind. Spüren Sie, wie Sie als Mensch dabei erneut nicht gefragt werden? Okay, vielleicht im Coaching, da wurde Ihnen und Ihren Scrum- oder VUCA-Problemen mehr empathische Aufmerksamkeit geschenkt und Sie fühlten sich ein Stück bereiter, Ihre Knotenpunkte mitzuteilen, sie in die Teamarbeit einzugeben, Ihren Beitrag damit zu leisten, Agilität zu schaffen. - Aber wurden wirklich Sie gefragt? 


Das Verschwinden vom Markt, welches ich prophezeie ist durch eine alte Erfahrung bedingt: 

Was "man lernen kann" geht vergessen! Oder man müsste es, wie seit bald 100 Jahren Verkaufsschulungen in unzählig sich wiederholenden Sales-Trainings wiederholt und wiederholt und wiederholt auffrischen. Egal, ob als frisch gecoachte Team-, Projekt- oder Abteilungsmitglieder oder als deren Führerschaft. 

Erlernbares ist zu simpel und nie wirklich emanzipierend - es ist einem fremd und nur Mitttel zum (unternehmerischen und damit fremden) Zweck: 
  • Es lässt sich in Lehrbüchern niederschreiben
  • Es lässt sich als Ratgeber verkaufen
  • Es lässt sich in Checklisten fassen
  • Es lässt sich in Methoden binden
  • Es lässt sich in Vorträge und Präsentationen zeigen
  • Es lässt sich kaufen
  • Es lässt sich auf aktuelle Unternehmensziele hin anpassen und zusammenstellen
  • Es lässt sich coachen
  • Es lässt sich trainieren
  • Es lässt sich lernen
  • Es lässt sich prüfen
  • Es lässt sich führen
  • Und damit lässt es sich auch gleich wieder gerne vergessen
Das Meiste von dem, was aktuell im Zusammenhang mit dem Begriff Coaching verkauft und angewendet wird, ist für die Beteiligten auf "Lernstufe" kleingemacht, folienformatig und in Einheitshappen zu verarbeiten. Man kann darin richtig fleissig sein. Man kann es auch gewichtig printen und aushändigen (in sogenannten 'Showordnern', wie mich mal einer aufklärte). Hat man mit 'Coaching' einen Aktenordner voll verarbeitet, muss es das Richtige sein. Du meine Güte - denn Erlerntes ist in der Regel zu mehr als 90% Vergessenes. Alleine wie unsere Gehirne arbeiten, ist es nicht abwendbar, dass all das Methodenfutter ins Brackwasser schwemmt, uns abhanden kommt und uns bei neuen Problemen nicht mehr einfällt - weder als Betroffene noch als Führungskraft. Es mag Ausnahmen geben. 


Was bedeutet das für den Begriff Coaching und was bedeutet es für Menschen, die gerne Coach werden möchten?

Bild: Shutterstock, lizensiert / Text: J. Jakob
Es bedeutet, dass etwas ganz anderes geschehen muss, damit jemand Coach wird und Coach ist, und das, was dieser Mensch dann praktiziert, auch Coaching ist, wie es die Lehre vorsieht.

Coaching ist keine Ausbildung oder deren Zertifikat. 

Coaching ist eine Haltung, also eine bestimmt erarbeitet
Sicht- und Denkweise, die man als verinnerlichte
Haltung und Lebensweise lebt.

Jona Jakob, 2017 



Der Unterschied, der 2018 weiter sich auswachsen wird, ist, dass Coaching eine Haltung ist. Eine Haltung ist eine lebensbestimmende Einstellung. Da kann man nicht mal eben duschen und sich dabei möglichst nicht nass machen. Wer ein Coach werden will (m/w), wird sich mit Haut und Haaren und seiner restlichen Lebenszeit engagieren müssen - oder er/sie wird nicht wirklich Coach. Das macht den meisten gerade nach Ausbildungen und Zertifikaten Angst

Angst, sich lösen zu müssen, mit Eltern brechen, mit Anerzogenem, mit Konventionen. Man muss irgendwie dauernd vorbildlich wirken, muss selbständig denken können, man muss schon in einer Vorschusshaltung und ständigen Bereitschaft aufstehen. Nichts ist mehr selbstverständlich und schon gar nicht tragend. Die Wege sind selber zu beschreiten, die Worte selber zu formulieren, das Zuhören über die eigenen Gedanken zu stellen. Und ist man am Tag fertig, ist ein von-der-Seele-Plaudern auch nicht drin. Man darf sich nicht mehr kaufen lassen, selbst eine reiche Zahl an alten Identifikationen sind abzulegen, um neutral sich anzubieten und über Allem ist beständig eine Art Hygiene, Authentizität und Klarheit zu wahren. 

Es eröffnet sich dahinter eine verlockende Freiheit und Lebensqualität, es ist aber auch eine hohe Zahl an Ängsten und Unsicherheiten der Ablehnung und der Missverständnisse zu überstehen, Dinge, vor denen man sich nicht zu selten ein Leben lang verschont und verstohlen hat, von einem monetären unabschätzbaren Darben mal ganz abgesehen. Warum sollte man das nun ändern möge? Ich kann Ihnen keine Antwort geben: Sie werden Coach mit Haut und Haaren oder halt nicht, was auch ok ist. 

Was aber im Markt von Angebot und Nachfrage dieses Sein-oder-Nichtsein klären und bereinigen wird, ist der Umstand, dass eine verinnerlichte Haltung - ob als Coach oder im eigenen Prozess als Coachee - nicht vergessen werden kann

Eine Haltung ist nichts Gelerntes. Eine Haltung ist eine Einstellung, ein gewaltiges Willens- und Gefühlsding, eine Kraft und Unabdingbarkeit - es geht einem einfach nicht anders, als in dieser Haltung, man wäre ohne diese Haltung nicht sich selbst. Sowas geht nicht mehr weg. Im Gegenteil, das festigt und vertieft sich. Und es ist mehr und mehr in keinem Moment mehr zu verhandeln. Diese Haltung wird es sein, welche Coachs zu Coachs macht und sie auszeichnet. Diese Haltung wird es sein, welche Coachees spüren lässt, sich verändert zu haben, mehr sich selbst werdend, eben als Mensch, als eigene Person - und selbst wenn für das Unternehmen, dann doch nicht dessen wegen, sondern weiter einzig aus einem selbst heraus. Auch das: Das kann nicht in die Vergessenheit der schnellen Politur geraten, es geht in die Gene, die DNA und macht einem. Das ist dann da. Und das Geld wert. 

Und das macht für alle dann den Unterschied in 2018. Sage ich mal so. 

Sie segeln dann auch - und wissen ohne mit der Wimper zu zucken, wie das ganz vorne genau geht. Sie kennen sich dann und wissen daher dann, was genau Sie brauchen. 

Für dieses und die kommenden Jahre Ihrer Wege wünsche ich das Beste - werden Sie Coach.

Mit herzlichen Grüssen

Jona Jakob

P.S. Meine Liebste und ich schauen zu gerne Castingshows, DSDS oder TVOG. Und dann treten junge Menschen auf, die ganz toll singen. Okay. Aber wenn eine Musikerin oder ein Musiker auf die Bühne tritt, merken wir das immer sofort. Singen und in seiner Haltung ein/e MusikerIn sein, das sind zwei gänzlich andere Dinge. Der Satz: "Ich liebe Musik - ich möchte davon leben können," reicht nicht. 

P.P.S. Wenige Meter meinem Büro gegenüber arbeitet ein junger Mann in einem Cafe. Er ist ein sogenannter "Barista". Sie mögen vielleicht denken, kann sich ja gleich "Kaffee-Coach" nennen oder so. Ich liess mir ein paar Wochen Zeit und beobachtete, dass der Kerl in seinen jungen Jahren nicht einen einzigen unkonzentrierten Handgriff macht, vom Wischlappen, bis zu Hebeln und Knöpfen, Tassen, Gläsern, Kännchen, Milch, Wasser, Bohnen, Dampf und weiß der Herrgott noch was alles. Er komponiert, er spricht mit dem Kaffee, er dirigiert den feinen Milchschaumstrahl aus dem Kännchen in den Schaum des Espressos. Und er weiß einfach alles über Kaffee, Milch, Wärmegrade und Wasserhärte. ALLES. Trinke ich dann meinen Cappucino, war das schier eine kleine Mahlzeit, so fett und mundig, wie hier Kaffee und Milchschaum eine Symbiose bilden. Der Mann hat das niemals nur gelernt - der Mann hat in der Sache eine übernommene, also verinnerlichte Haltung, das ganze Team inklusive. Diese Haltung wird der junge Mensch nie wieder ablegen können, auch wenn er später mal wo Musikplatten auflegt oder ein Boot steuert. Nie wird er die Sorgfalt vermissen lassen, die hervortritt, wenn man mit Haut und Haaren und mit seiner ganzen Seele sein Werk verrichtet, einer demütigen Pflicht gleich. Haltung. (Cafe Karacho, Aschaffenburg)





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