31.10.14

Freiwillig - "... freiwillig?"

Im Film "Im Auftrag des Teufels" (nicht mit der Serie verwechseln) fragt Keanu Reeves als junger Anwalt seinen Boss: "Oh, das war ein Test?" und Al Pacino als Kanzleichef und getarnter Teufel anwortet: "Ist nicht das ganze Leben ein Test?"

Was mich beschäftigt: Ich bin im 'Personenzentrierten, nicht-direktiven Beratungsansatz' nach Carl R. Rogers ausgebildet. Verschaffe dem Klienten einen Raum, eine Zeit, in dem er sich werden kann, nehme möglichst kaum direktiven Einfluss, die Klienten stehen im Zentrum.

In meinen Informations-PDF, welche die Klienten vor dem Coaching erhalten, steht: Ich schreibe keine Berichte. Was Sie erhalten, das sind die Fotos der Charts und allenfalls 'Worte', Stichworte, kurze Notizen, die während dem Coaching fielen. Ob Sie einen Bericht schreiben und ihn auch mir vorlegen, ist freiwillig [ich will ja nicht direktiv vermitteln: "Schreib einen Bericht!" :-) ]

Diese "Freiwilligkeit" wird, so mein Bedürfnis und Empfinden, nicht ernst genug wahrgenommen. Das ist nun eine subjektive Bewertung und vielleicht Fehleinschätzung. Doch in mir ruft eine Stimme einen Appell, die Selbstreflexion so ernst und so dauerhaft wie möglich zu betreiben.

Freiwilligkeit ist vielleicht die grösste Direktive, die es geben mag. Sie ist der Test Nr. 1.  - Und um nicht zugeben / zeigen zu müssen, dass man den Test nicht bestanden hat, tut man so, als wäre kein Test zu bestehen gewesen. Die Gedanken zur Flucht sind unzählig. 

Coaching bleibt HILFE ZUR SELBSTHILFE:

- Erfolgreiche Coachees gehen in ihre Selbstverantwortung
- Erfolgreiche Coachees entscheiden sich für ihr Ziel
- Erfolgreiche Coachees wollen sich ändern
- Erfolgreiche Coachees wollen einen Blick auf sich werfen
- Erfolgreiche Coachees sehen sich auf der Meta-Ebene
- etc. etc. etc.

Gute Coachees kommen zum nächsten Termin und sagen aus:
- Das letzte Mal haben wir besprochen
- Meine Erkenntnis 1 daraus ist: ich bin so und so
- Meine Erkenntnis 2 daraus ist: ich will das und das in Zukunft anders
- Daher möchte ich heute dies klären und erkennen
- Damit ich das nächste Mal hierhin gelange
- Ich habe mich damit schon mal auseinandergesetzt
- Dies sind meine Gedanken
- Gefühlt habe ich dabei
- Das löste folgende Bedürfnisse aus
- So könnte ich mir vorstellen, es zu lösen / anzugehen / zu ändern

Erfolgreiche Coachees
- schreiben Tagebürcher
- Selbbeobachtungen
- Notizen / Momente / Beobachtungen
- notieren Fragen, Fragen, Fragen
- zeichnen / skribbeln / skizzieren
- brainstormen, mindmappen, listen, sammeln, streichen aus
- lesen
- philosophieren
- fantasieren
- träumen
- geben ihren Gelüsten und Lüsten nach
- lassen sich darauf ein
- streiten mit den Nächsten
- etc, etc, etc.

Wer sich mit dem Gedanken eines Coachings anfreundet, der tritt wirklich in alles ein, was Freiwilligkeit meinen könnte. Das hat aber mit "Nix-mehr-zu tun - nur-noch-schnell-die-Verantwortung-an-den-Coach-oder-Mutti-oder-den-Staat-abgeben" nichts zu tun.

Ein Coaching ist so ein "Test" wie ihn oben die beiden Darsteller ins Auge fassen - und wahrlich, es mag in der einen oder anderen Form der Teufel drin stecken - warum nicht?

Es gibt in einem Coachingauftrag KEINE FREIWILLIGKEIT. Ein Coachingauftrag ist eine Art 'Selbstbeauftragung'. Und Sie zahlen - allein das nimmt sie in die Verantwortung vor dem eigenen Geld. Sie leben weiter wie bisher, oder Sie leben verändert und neu, so wie Sie es sich wünschen. Und nun können Sie sich fragen, ob Berichte, Reflexionen, Spaziergänge, Pausen, Selbstdefinitionen, Wortfindungen, Beschreibungen, Ortungen, Suchprozesse und die reine Rumrätselei IHRE Aufgaben sind, ob  zum Zeitpunkt des Coachings oder ganz besonders zwischen den Terminen!?


  • Glauben Sie, das kann der Coach für Sie leisten?

  • Oder möchten Sie über Ihre Freiwilligkeit nachdenken?

  • Haben Sie mich oder SICH beauftragt?

  • Stecken Sie IHR GELD in mich oder IN SIE SELBER?

Wenn Sie IHRE Antworten gefunden haben, dann bleiben Sie entweder fern von mir und meiner Arbeit bzw. meinem Angebot - oder treten Sie für sich an. Dann müsste es aber irgendwie so sein, dass das Wort "Freiwilligkeit" sich in sich auflöst wie verdampfender Nebel und es dann lauten müsste:


  • Aus eigenen Stücken.

Herzlich

Jona Jakob

consensus-coaching.com
Zürich Bern Frankfurt


Nachtrag:

Was 'werte' ich mit "gute / erfolgreiche" Coachees? Ich, JJ, werte da nichts, um auch das zu klären. Für mich bleiben Menschen ganz nach der humanistischen Psychologie ok. In mir ist kein Werten, wenn sich jemand so oder so verhält.

Aber Sie kann ich fragen: Wenn Sie nun 2'000.-- ausgegeben haben, was wurde daraus? Wurde was? Wurde die Investition zur Wert-Schöpfung (Coaching ist kein Konsum wie z.B. eine Sportmassage oder ein Haarschnitt)? Wurden aus Ihren 2000.-- eingesetzten Gulden 6000.-- oder 12'000.--? Haben Sie Ihren Pay-Back? Oder ist es weg, das Geld? "Gut bzw. erfolgreich" schreibe ich Ihrem Selbstverständnis zu.