22.04.19

Als Coach die elementare Unabhängigkeit nicht "verkaufen".

Eine Beobachtung (und eine aktuell persönliche Betroffenheit) veranlasst, dass ich schreibe. Es geht um die Erfahrung, dass man von jemandem missbraucht werden soll, also Opfer dessen Machenschaften würde. Und das darf Ihnen nicht passieren.

Zum Zweck der Einflussnahme im April 2019 erhalten - aber nicht angenommen. - JJ


Ausgangslage der gesellschaftlich erwarteten Unterordnung:


Aus unzähligen Gründen der Erziehung sind wir Menschen gewohnt und auch massiv darauf festgelegt, im Leben "Obrigkeiten" zu respektieren:
- die eigenen Eltern
- später Lehrer und Prüfungsexperten
- alle Ärzte
- die Polizei
- den Pfarrer
- natürlich den direkten Chef, den Personalchef und last but not least
- die Herrschaften vom Direktorium (m/w/d)
- auch so: Hr. Dr. XY, Frau Prof. Dr. XY,

Ebenso besteht eine Art Unterstellungsverhältnis zwischen Lehr-Coach (als so und so zertifizierte Expertenperson) und als Lehr- oder Junior-Coach. Man kennt seit Kindheit nichts anderes. Und man fügt sich gerne und all zu oft.

HINWEIS: 
In diesem Verhältnis der Unterordnung / Submission, gibt es bedauerlicherweise eine Wechselwirkung und die ist für viele Missverständnisse ausschlaggebend: Nicht nur, dass wir selber dazu neigen, uns erst einmal konform zu verhalten und uns ein- bzw. unterzuordnen, nein, auch die in dem Verhältnis über'stellte Person gewöhnt sich daran sich einzubilden, irgendwelche Rechte zu haben, überstellt zu sein. Das kann ein lebenslanger Trugschluss werden. Für beide Seiten.

Ethik, wenn Sie sich als Coach (m/w/d)  ausgeben


Wenn Sie sich nach einer Ausbildung zum 'Coach' deklarieren, haben Sie ethischen Grundsätzen zu entsprechen, ansonsten verunmöglichen Sie sich selbst sowie den restlichen Stand an Coaches, Coaching selber, und Sie werden zum falschen Fünfziger für allfällige Klientel. Mehr Schaden als mit ethischem Verfehlen kann man kaum anrichten.

In 99,99% aller ethischen Grundsätze und Regeln von Coaches und ihren Websites steht:

- ist unabhängig. 


Unabhängig - was genau soll damit gemeint sein? 


Mit 'unabhängig' sind mindestens die folgenden Punkte gemeint:

  • ist wirtschaftlich unabhängig
  • ist denkend und fühlend unabhängig
  • ist durch nichts und niemanden bestimmt
  • unterliegt keinen Nöten, Zwängen, Süchten oder beeinflussenden Medikamenten
  • ist vom Auftraggeber unabhängig
  • ist vom Coachee unabhängig
  • ist von der eigenen Agentur oder Beratungsunternehmen unabhängig

und last but not least

  • ist von jedweder Obrigkeit, Koryphäe, Instanz oder Expertentum unabhängig
  • tbc. 


Der Konflikt in der Sache: 


A: Es ist leider unendlich schwer, sich von der anerzogenen Sozialisation der Ein- und Unterordnung zu lösen (bei gleichbleibend korrektem Verhalten), die einem sofort und in jedem Fall in eine Abhängigkeit manövriert. Alleine schon, weil man sich selber unachtsam und leider 'schwach' nicht auf Augenhöhe zu halten vermag, Frage des selbstsicheren Selbstverständnisses. Und ...

B: Es ist aber für den Berufsstand als x-wie deklariertem Coach von unabdingbarer Wichtigkeit und Grundlage, eine höchstmögliche Unabhängigkeit mitbringen und herstellen zu können. Ebenso ist diese Unabhängigkeit gegen alle Übergriffe zu proklamieren und zu verteidigen.

Kurz gesagt bzw. gefragt:

Könn(t)en Sie Ihrem Direktor Prof. Dr. XY einfach "Nein!" sagen?, "Stopp! So nicht."? Können Sie das? 

Nach'Frage:

Wüssten Sie zumindest/wenigstens, dass Sie das tun sollten? und können sollten?

Wenn nicht, sind Sie latent gefährdet, sich zu krümmen oder zu biegen, der Gepflogenheit wegen oder für die liebe Harmonie ... auf jeden Fall wegen Ihren Ängsten. Wenn Sie nicht standhalten können, verkaufen Sie allem Teuflischen gerade Ihre Seele. Und ich schreibe: Sie sind dann eigentlich der Ethik-Kommission Ihres Coachingverbandes zu melden, von dem Sie Ihre Ethik-Grundsätze (siehe Ihre Website) abgeschrieben haben. Sie sind zu melden - und die übeltätige Person (m/w/d) ebenso. Nichts weniger.


Woran kann ich Ausnutzung einer potentiell bestehenden Unterordnung erkennen?


Die Täter (m/w/d):
- fragen nicht nach Ihnen, sondern kommen gleich zum eigenen Anliegen
- Sie werden irgendwie überrumpelt
- Sie sollen mal schnell ...
- Sie werden verführt, "Es wäre toll wenn Sie für mich ..."
- Nicht zu selten: Gleich im Befehlston ...
- Immer noch fragen solche Akteure nicht nach Ihnen (keine Wertschätzung)
- Sie erfahren keine Achtsamkeit von der Gegenseite ...
- Sie sollen folgen ... nichts anderes ....
- Sie sollen endlich machen ("Haben Sie jetzt schon ...???"
- Sie erhalten keinen Dank ...
- Sie sollten allenfalls fürs Anliegen weder Kräfte noch Kosten scheuen ...
- Sie haben keine Mitsprache ...
- etc. etc etc.


Wenn die Dinge bereits ihren Lauf nahmen ...


Wenn man sich selber nicht als "Held in Sachen Neinsagen" kennt, dann ist es einer der ersten Tricks, auch nach einer 'Eingangsphase' (etwas läuft schon eine geraume Weile, Sie haben es erst jetzt erkannt) nochmals sozuagen ZURÜCKZUGEHEN und von der Warte aus "Sie, nein!" zu sagen. Und erklären Sie sich bloß nicht. Erklärungen und Rechtfertigungen sind jene Stöckchen, an denen Sie Ihre Übeltäter gleich schon wieder zur Rettung aus dem Wasser helfen. Nein! Ende! Stopp! - basta!.

Sie müssen bedenken, dass solche Übeltäter gewohnt sind, mit ihrer Masche durchzukommen.


Sich nicht instrumentalisieren lassen:


Leider sind wir alle tendenziell zu "Tanzbären" erzogen worden. Und es ist menschlich, das zu tun um etwas Annahme, Liebe, Gefallen und Vorteil zu erhaschen. Aber Coach werden zu wollen, bedingt an dieser Stelle eine ganz eigentümliche EINSAMKEIT.


Wenn Sie unabhängig sein wollen,
bleibt ein Rest von Ihnen einsam.
 

Jona Jakob (c) 2019


Welche Handlungen werden Sie "als Gefälligkeit" nicht (mehr) erweisen?

- Prof. Dr. XY: "Ich bitte, eine Rezension meines neuen Buches zu verfassen ..."
- dito: "Ich habe natürlich nichts gegen eine 5-Sterne-Bewertung bei Amazon"
- Herr Dr. XY: "Schauen Sie mal, ob Sie den Herrn Ab auf Kurs bringen können ..."
- Frau Direktorin CD: "Bitte senden Sie mir Ihren Bericht vom Coaching ..."
- Zahlende: "Ich erwarte von Ihnen als professioneller Coach ..."
- Schlaumeier: "Wir können das ja umgehen, Sie verstehen schon ..."
- Tendenziell Pathologische: "Ich sende Ihnen schon mal den Betrag, damit Sie ..."

... es sind nicht nur Narzissten und noch weiter gekränkte Persönlichkeiten, denen jeder Weg zu ihren Zielen recht ist. Eines der größten gesellschaftlichen "Gifte" für Verfehlungen ist die mögliche Not von Bedürftigkeit von Anerkennung:
- sei dies auf Ihrer Seite, als Junior-Coach (m/w/d), gerne Kundschaft gewinnend;
- sei dies auf Täterseite, auch im höchsten Alter noch, nicht genug bekommend.

Nehmen Sie bloss nie Geld an, selbst wenn es tatsächlich bei Ihnen im Briefkasten lag und Sie nun den offenen Umschlag in der Hand halten. An der Stelle muss Schluß sein. Spenden Sie das Geld oder weisen Sie es auf jeden Fall zurück.

Lassen Sie sich bestechen, für die Ziele einer Ihnen meist eher fremden Person, verlieren Sie, ob entdeckt oder versteckt, jede Berechtigung auf den Status eines Coaches. Wenn Sie käuflich werden, wie geartet das schleichend auch immer sein mag, dann ist da Schluss, Ende, Fin.

Nicht, weil Sie nicht wie ein Ehrlicher Kaufmann / Ehrliche Kauffrau agieren, sondern weil Betrug jenes tödliche "Kryptonit" ist, welches unmittelbar bei Aneignung einem sämtlicher Wirkungskräfte beraubt und einem so als Coach unmöglich macht.

Kurz:

Können Sie einer Person, die Sie in ihrem systemischen Mobile als "überstellt" empfinden, "Nein! / Das werde ich nicht / Lassen Sie das!" sagen? 

Sind Sie genügend unabhängig? 

Und oft am wichtigsten: Erkennen Sie / Können Sie erkennen, wenn Sie für einen falschen Zweck missbraucht/ausgenutzt/instrumentalisiert werden? 


Wenn Sie in einem solchen Fall nicht wissen, wie darauf reagieren, wenden Sie  sich an eine Supervision, an Ihren Verband, an die Lehr-Coaches (m/w/d), an einen Ethik-Rat.


Einmal Coach - immer Coach:


Die oben angesprochene 'Einsamkeit' ist ein alleiniges Verbleiben mit dem, was man "letzte kritische Distanz" nennt. Je mehr diese wächst, desto früher erkennen Sie Schleicher und Vampire. Und desto stärker wissen Sie, wie abwehren. Sind Sie das kaum gewohnt, reflektieren Sie sich oder nutzen Sie Supervision.

Somit bedeut es auch, dass nur Unabhängigkeit für sich proklamieren kann, der nicht nach seinem Vorteil schielt, der nicht seine Macht missbraucht, die/der von einer "günstigen Gelegenheit" die Finger lassen kann. (Ethik: Deontologie).

Denn alles, was zu erreichen sein könnte, lässt sich redlich erreichen.


Mit herzlichen Grüßen
Jona Jakob, Aschaffenburg
https://www.coach-datenbank.de/coach/jona-jakob.html