04.03.20

Substanzielle Entwicklung und Lösungsorientierung - eine Betrachtung.

Substantielle Erarbeitung einer Veränderung ist etwas ganz anderes als 'Lösungsorientierung'.

Wenn man genau hinhört, weicht die Lösungsorientierung vom Klienten ab - im Gegensatz zur Personzentrierung. Das ist beides machbar bzw. legitim, doch es besteht die Möglichkeit, dass eine Lösungsorientierung
- den psychologischen Unter-/Hintergrund gar nicht erkennt / nicht wahrnimmt / nicht wahrnehmen will
- den Menschen aus den Augen verliert
- einen Zielzwang generiert: Ich bzw. "wir" (Coach + KlientIn) müssen das schaffen
- eine neue Inkongruenz schafft
- man fokussiert sich, z.B. im Business, nur noch auf die Lösung
- Vielleicht bis hin im Sinn von "The Show must go on" (lasse ich offen)

Die Lösungsorientierung steht in folgendem Rahmen:
- nicht an die Seele des Klienten, nicht im Businesskontext
- können die meisten Coaches nicht, da ohne psych. Primaerausbildung
- dient Tooligan-Coaches, da werkzeugkasten-/methodenzentriert
- dient dem Einsparen von Ausgaben für Coaching (Lösung her, sofort)
- dient eher der Optimierung - stellt aber vielleicht null Entwicklung dar
- kann für den Menschen sogar zum Rückschritt werden (Verbiegung)


Hinweis: Meine krassen Polarisierungen sind als Maximen von Skalen (null bis max.) zu lesen. Ich will mit den Worten nichts eintüten - es soll der kritischen Beobachtung dienen. Ich danke für Ihre Vorsicht.
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Viele sind von 'überrascht bewegt' bis 'stolz', eine Veränderung erkennen zu können, sowohl auf Klientenseite wie auch von der Coachseite aus. Das bedeutet nichts, gar nichts. Diese Form möglicher Erblindung der eigenen (auf beiden Seiten) Augenwischerei ist jener Teil, der als "Ideal" nicht wirklich hervorgehoben werden sollte.

Kann jemand mit "Tools / Methoden / Programmierungen / Lösungen / Rezepten" plötzlich ein Meeting besser moderieren / präsentieren, dann wurden die Meetingmoderation und -praesentationen entwickelt - kaum aber die Person, welche hierfür die Rolle übernimmt. Im Sinn der Individuation ist vermutlich wenig erreicht.

An der Stelle wird spürbar, wie sehr nun die zahlenden Unternehmen die eigenen Leute "bedraengeln", per Coaching etwas zu tun - und auf Seite des Coaches wird ebenfalls versucht, ziel- und nutzenorientiert Einfluss zu nehmen und den Coach zu briefen, "wohin die Reise gehen soll"?: Hin zur unternehmensorientierten Lösung, weitgehend eindeutig optimierungsorientiert und leistungsbemessen. Ob sich dann Mitarbeitende dabei zerreißen bis hin z.B. zum Burnout oder einem sehr persönlichen Scheitern (Einbrechen), bleibt weitestmöglich unangesprochen, da zu prekär.

'Lösungsorientierung' würde ich daher eher zur transparent benannten Unternehmensmaßnahme der Personalentwicklung zaehlen (per Coachingmethoden, statt zB Schulung/Training). Was es dann aber kaum noch sein kann: Persönliche Entwicklung des Menschen - Ergebnisoffene Hilfe zur Selbsthilfe (Definition von Coaching). Für das Wesen, welches da sitzt, will nicht wirklich etwas (Gutes) getan werden - schon gar nicht mit dem Geld des Unternehmens. Das Unternehmen strebt das bedarfsgerechte Ergebnis an - Coaching hingegen sollte ergebnisoffen für die Klienten zur Verfügung stehen, als Angebot.

Für interessierte Kundschaft bzw. Coachees:
Wenn Sie sicher gehen wollen, dass es um Sie geht, bezahlen Sie selber. Da faengt Ihre Entwicklung zu 100% an - blanke Entwicklung.

Jona Jakob, Aschaffenburg
www.humanness-coaching.de