22.10.21

Corona-Krise: Kein Gefühl und keine Motivation mehr wegen Orientierungsverlust

Guten Tag

Mit großer Freude begrüße ich alle Mitglieder (m/w/d) und ein spezielles Hallo geht an die Menschen, die erst seit kurzer Zeit hier mit dabei sind - allen mein herzliches Willkommen. 

Der Beitrag soll von einer subjektiven Beobachtung handeln, wo ich meine, dass die Problematik reichlich verbreitet zu sein scheint oder sogar zunimmt: 

Kein Gefühl und keine Motivation mehr wegen Kontaktverlust, einhergehend mit Orientierungsverlust. 

Sowohl die Entwicklungspsychologie als auch die Pädagogische Psychologie weisen fundiert aus: 

a) Wir entwickeln uns aus den Ursachenkomplexen 'Anlage und Umwelt'. 

b) Die wichtigste Umweltbedingung für die Entwicklung von Menschen - ob klein oder groß bzw. jung oder reifer - ist zweifellos der Mitmensch!


Und nun separieren wir uns über zwei Jahre 

  • in Isolation per Lockdown
  • in Sperrstunden und Kontaktsperren
  • in Home-Office und Pendler-Einschränkungen
  • per Besuchs- und Kontaktverbote
  • per Abstandregeln, Berührungsverboten, Einzeldurchgänge
  • per Fernunterricht, Online-Vorlesungen, Zoom-Meetings
  • und last but not least durch den Ersatz im digitalen Screen, statt einem Gesicht

Wir separieren bzw. halten uns ja nicht nur getrennt, wenn der Alltag normal läuft. Enorm viel erschreckender wird es, wenn wir speziell Geliebtem uns nicht mehr annähern dürfen: 

  • den Großeltern fernbleiben
  • Kranken im Spital fernbleiben
  • Sterbenden fernbleiben
  • Trauernden fernbleiben
  • Gratulanten oder Feiernden fernbleiben
  • Siegenden fernbleiben
  • Geliebten fernbleiben
  • Kindern fernbleiben

Meine Vernunft, also mein Kopf, der versteht, warum wir uns separieren und separieren mussten und vielleicht erneut wieder und weiter müssen (4. Welle). 

Es ist jedoch so, dass man das der eigenen Seele nicht erklären kann. Sie versteht es nicht. Sie fühlt, sie denkt nicht. Uns sie fühlt einen enormen Mangel an Berührungen, Halten, Nähe, Sinnen, Sinnlichkeit, Vertrauen, Gewohntem, etc. Wer seine Großeltern liebte, ob als Kind oder auch noch Erwachsene/r, der spricht gerne davon, wie es bei denen "duftete". Das ist Heimeligkeit, Mutterschoß, Zuhause, Ankommen. 


Quelle: ist mir leider unbekannt - ich danke / auf Zuschrift nehme ich das Bild auch weg. / JJ

Es ist auch mit Maslows Bedürnfispyramide (siehe Wiki) handfest belegbar:

Erfüllt sich für uns die dritte Grundbedürfnisstufe nicht, kriegen wir keine Annahme, Akzeptanz, Liebe und die in der empirischen Psychologie anerkannten Zähleinheiten, den "Streicheleinheiten" (quantitativ erhebbar), gehen wir ein. Die ersten drei Grundbedürfnisse sind erwiesenermaßen EXISTENZIELL - kriege ich diese nicht, gehe ich ein, bis hin zum Tod. Es ist aber ein langsames, schmerzliches und psychisch verwahrlosendes Verrecken. Sollten Sie mir nun zu viel Drama zuschreiben, dann frage ich Sie: Warum ist der Film 'Papillon' ein Welterfolg?, oder der Roman 'Robinson Crusoe'?,  ... es so lange alleine und isoliert aushalten, bis man sich selbst fremd wird. Ein Drama, ein perfide stilles dazu. 

Meine Beobachtung ist, im Alltag, am "Ende" der strengsten Coronamaßnahmen, zahlreiche Menschen in dieser Verlorenheit zu erleben. Diese Menschen mögen das für sich "bloß empfinden" - wir wissen ja nicht, ob es faktisch stimmt. Aber es ist eben so, wenn wir nichts mehr in uns empfinden vermögen, rutscht uns jeder Zugriff ans Mögliche weg. 

Diese Empfindungen versuche ich aufzuzählen: 

  • ich weiß nicht
  • ich weiß nicht mehr wozu oder wofür
  • ich habe meinen Drive verloren und kann es nicht erklären
  • ich hatte so motiviert gestartet, nun kann ich nicht mal eine Seite noch lesen
  • ich dusche noch täglich (eigentlich eine erklärte Bankrotterklärung)
  • ich mag nichts mehr (Unterhaltung, Essen, Genussgüter, Spiele, Natur, Sport, )
  • ich schlafe nicht mehr mit meinem/er PartnerIn
  • der Hund nervt
  • die Kinder nerven
  • alle anderen nerven, sind mir zu anstrengend, ist nicht mein Problem, etc. 

Die Situation, worin die Menschen stecken: 

  • Studenten
  • reifere Berufsleute, beider Geschlechter
  • Senioren
  • Junge Familien
  • Top-Positionen

kommen dem Absurden gleich, wo das Kind fragt: "Mama, wann kommt endlich Amerika?" und die Mutter: "Schweig und schwimm weiter." - Wenn man das nachfühlt, bleibt es einem im Hals stecken. Denn es steht auch in Hermann Hesses 'Steppenwolf': 

"'Die meisten Menschen wollen nicht eher schwimmen, als bis sie es können.' Ist das nicht witzig? Natürlich wollen sie nicht schwimmen! Sie sind ja für den Boden geboren, nicht fürs Wasser. Und natürlich wollen sie nicht denken; sie sind ja fürs Leben geschaffen, nicht fürs Denken! Ja, und wer denkt, wer das Denken zur Hauptsache macht, der kann es darin zwar weit bringen, aber er hat doch eben den Boden mit dem Wasser vertauscht, und einmal wird er ersaufen." - Hermann Hesse, Steppenwolf. 

Wir ersaufen in einer organisierten Entkoppelung, die so viel Alleinsein schafft, über solch unerwartet lange Strecken, dass wir 'ersaufen', weil wir fürs Alleinsein seelisch nicht gebaut sind. Wir brauchen es wie Luft zum Atmen: Getragen sein und gehalten werden. Wir wollen die Antwort des Menschen neben uns, ob verbal oder nonverbal. Wir brauchen Reaktionen, Feedback, Antworten, Austausch, Transkationen, Bezüge, Vereinbarungen, Abhängigkeiten, Hilfe, etc. 

Woran lässt sich ein solcher tendenzieller Einbruch gut erkennen (neben unzähligen anderen Erscheinungen, welche eher bekannt sind / eher erkannt werden)? 

Sie erkennen es daran, dass Menschen sagen: "Ja, mache ich" und dann kommt nichts mehr - es wird nicht gemacht, sie erhalten nicht einmal Bescheid. Warum ist das daran gut erkennbar? Müdigkeit, Erschöpfung? Nein - es fehlt die Reason-why, die raison-d'etre. Das "Ja" folgt noch, weil der Verstand das Warum versteht - aber dann versackt es, weil das Wofür fehlt. Bei Falco singt eine Operator: "I'm realy sorry about this ... bbbut, no-one's there. (Song: No answer / Falco). 

Was dem Menschen in seinem Aufgabenprozess nicht  mehr gelingt: Er/Sie/Es sieht nur noch die 5 Meter nach der Startlinie und mag nicht beginnen zu laufen. Warum ist der Blick so sehr verkürzt. Weil hinten bei der Ziellinie den Menschen niemand erwartet. Wozu sollte man dann diese Aufgabe fertig erledigen, wenn man keinen Zugang in sich findet, mit dem Resultat die nächsten Schritte gehen zu können (1. Schritt: Tisch decken damit gegessen werden kann | 2. Schritt: Essen, damit der Hunger gestillt oder neue Kraft da ist.)

Wenn Sie sich jetzt fragen, wie kann da ein Coaching helfen, dann löse ich mich vom klassischen Coaching-Konzept mit Ziel etc.. Was ich anbiete, sind Gesprächsstunden - egal was da gesprochen wird, bei Tee, Kaffee, ist nicht soo relevant, obwohl ich doch versuche, das Stärkende und Positive zu zeigen oder spürbar zu machen - doch der wichtigste Umstand in der Sache ist: Ich bin da oder wir sind jetzt zusammen. Sie sind damit nicht länger alleine. Therefore I'am here with you. Und da machen wir dann auch mal einen hierfür vertretbar angepassten Preis. 

Jemand möchte so gerne wieder eine Zigarre rauchen gehen. Ein Essen im Restaurant wäre schön. Sollen wir tanzen? Machen Sie Spaziergänge mit? Wenn es nicht so wichtig wäre, ich würde mich hier vielleicht nicht verfasst haben, doch wenn jemand beginnt abzuschmieren, dann ist das der Abgrund des Seelischen - und an dieser Stelle ist ein Mensch zu retten bzw. zurück auf sicheres Terrain zu begleiten, ansonsten man wegschaut. Geht mir, JJ, nicht. Rufen Sie lieber an, so ein Gespräch kostet nichts. 

... ist zweifellos der Mitmensch! 

Ich danke Ihnen für Ihr Interesse. 

Herzlich

Jona Jakob, Aschaffenburg

Professional Coach DBVC - IOBC
hochbegabtencoach.de - CCC©

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