Das vermeintliche 'Marketing' - oder: falsche Prämisse
- Der Kunde ist König
- Marketing bedeutet Marktorientierung, was meint Bedürfnisorientierung
- Welche Kunden werden Ihre Zielgruppe?
- Für wen konzipieren Sie ihr Marktangebot (z.B. Coachingangebot per Website und Flyer)
- Für wen gelten Ihre Preise, Ihr Standort, Ihre Infrastruktur und ihr Cooperate Design?
- Wen sprechen Sie an, mit ihrem Business-Plan
Und kennen Sie dieses Gefühl, Ihren Flyer, Ihre "Pizza-Karte", wie ich sie gerne nennen, Ihre Website, nicht wirklich benennen zu können? Fühlen Sie, wie Ihnen noch die Haare zu Berge stehen, als Sie bloss drei Sachen in Worte fassen sollten:
- Wie bezeichnen Sie Ihr Produkt / Angebot?
- Welches sind Ihre Kunden? - Benennen und beschreiben Sie!
- Welches sind Ihre Preise je Stunde, Termin, Halbtag, etc.?
- Sie wüssten nicht, wer und wie Sie sind
- Sie hätten keine Ahnung, was Sie bräuchten
- Und erst Recht hätten Sie keine Idee, was Sie in diesem Fall für "Sowas" bezahlten möchten
- Business-Coachinging / Motivations-Coaching / Schule des Lebens / Mental-Coaching / blablablubb
- Berufstätige, Erwachsene, Menschen aus dem Raum einer Grossstadt, Generation-X, blablablubb...
- 150.-- / 200.-- / 250.-- pro Stunde ... ebenfalls blablabubb...
Last but not least ist ein Flyer entstanden, die Website wurde fertig und all-in-all präsentiert sich diese Auslage noch heute im guten, ordentlichen Mainstream aller anderen Angebote, die für Coachings im Markt angeboten werden. So macht das den Eindruck, Sie hätten nichts falsch gemacht.
Nun haben Sie aber doch keine Kunden. Oder kaum. Oder zwar anfangs npch, aus dem nahen Umfeld, aber dann war doch irgendwann die Luft draussen. Es sind nun zwei Jahre vergangen und wenn man Sie fragt, wie es sich entwickelt, können Sie zwar noch ehrlich sagen: "Im Moment kaum oder schleppend," aber was Sie nicht beantworten können, ist, warum denn nicht.
Coaching-Marketing bedarf des persönlichen Formates
Wenn ich Sie jetzt fragen würde, zu welchen Themen, Gedanken, Erfahrungen und neuen bzw. sich wandelnden Erkenntnissen haben Sie geschrieben, einen Blog geführt, Beiträge veröffentlicht und sich mit sich selber beschäftigt? Wenn ich Sie fragen würde, was Sie von sich selber noch mehr wissen, welche Krisen und Momente des Scheiterns, des Kämpfens, des sich Weiterentwickelns Sie in den letzten zwei Jahren publiziert haben, zumindest als Tagebuch für sich selber verfasst und ausgedrückt wurden, dann muss ich vermuten, Sie antworten mir mit "Zero". Ich bin an dieser Stelle ungnädig und meine Worte sind hier niemals fair sondern sie unterstellen und provozieren, dass Sie noch weniger von sich selber wissen, als je zuvor. Zwei Jahre seit Ausbildungsende nun "Coach", aber eigentlich keine Ahnung. Nicht wirklich. Sie wehren sich vielleicht noch mit diffusen Eindrücken und zögerlichen Outings in Supervisionen und irgendwas würde schon in Ihnen arbeiten und prozessieren, doch geschliffene, gereifte, ausgefeilte Antworten auf die Fragen Ihrer Daseins- und Angebotsberechtigung, die werden Sie mir wohl kaum liefern - schreibe ich jetzt einfach mal. Sonst frage ich Sie: "Wann haben Sie zuletzt einen solchen Beitrag geschrieben?"
Was bewirkt Ihre Formatlosigkeit? Was sind die Auswirkungen, verdrängten Bewusstwerdens?
Der erste Fehler, der gemacht wurde, war das Nachäffen des Marketingprozesses. Diese greifbare BWL-Theorie lässt sich in berühmten 6-Schritten so nett an einem Samstag im Workshop durchkauen und eigentlich begreift sie jedermann/-frau. Easy.
Doch eine konkrete Universität, wie z.B. die Wirtschaftshochschule St. Gallen, eine Top-BWL-Uni, lebt seit ihrer Gründung von zwei Sätzen:
- Tun wir die Dinge richtig? Und ...
- Tun wir die richtigen Dinge?
Welches ist nun der Prämissenfehler?
Wenn ich Sie an dieser Stelle vielleicht verärgert und höchst provoziert, aber immer noch trefflich anschreiben kann, dann sind Sie vermutlich folgendem Denkfehler, folgendem verpassen einer korrekten Prämisse aufgesessen:
Marketingorientierung oder Bedürfnisorientierung, wie es die BWL 'denkt' und 'versteht', beinhaltet die klare Vorstellung, "wir ziehen hin zum Kunden / wir bearbeiten den Markt / wir gewinnen Marktanteile / wir führen Krieg und annektieren ganze Positionen". Dem Gedanke inhärent ist eine aggressive Vorwärtsbewegung rein in den Markt, strategisch, operativ und taktisch, ran an den Kunden und weg mit der Konkurrenz. Wo ist mein Share of Income dieses Berufstätigen, dieses Angestellten, Erwachsenen und Menschen. "Kauf - Du Arsch" befahl es diesen Monat das Business-Magazin 'brand eins' - um es klar auszudrücken.
Und nun bitte STOPP!
Wenn Coaching Hilfe zur Selbsthilfe ist und bleibt, und es kein Praktizieren oder ein Trainieren wird, kann und darf Coaching nicht direktiv an den Mann bzw. die Frau gebracht werden. Wer das tut, zerstört den Coachingprozess von Beginn weg, weil er/sie damit den Kunden an die Hand nehmen würde. NO WAY!!! Man kann Coaching und Coachingkunden nicht akquirieren, jedenfalls nicht mit der Vorstellung und Dynamik, wie es übliches Marketing der kopflastigen Pragmatiker und Haudegen vorsieht. Das wäre gänzlich falsch verstanden und bleibt daher ohne jeden mittelfristigen Erfolg.
Wie kann es dann gehen? Was kann eine echte Wirkung entfalten, um Kunden zu gewinnen?
Als ich mich vor über 10 Jahren für den Start zur Ausbildung zum Gesprächsberater (PCA; Carl R. Rogers) anmeldete, hatte ich mich bei dem Trainerpaar vorzustellen. Und ich werde es nicht vergessen - mir wurden folgende Fragen gestellt:
- Was ist dein Menschenbild?
- Was ist dein Weltbild?
- Was ist mein Menschenbild?
- Was ist mein Weltbild?
- Wie erkenne ich mich?
- Wer und wie ist mein inneres Ich?
- Wie weit bin ich und wie weit kann ich schon sein?
- Wo bin ich Ich?
- Und was gehört nicht zu mir?
Starke Blasen
- Ich mag Menschen
- Ich habe kaum Vorbehalte
- Mir ist nichts fremd
- Ich kenne kaum Ekel
- Ich bin bereit, anzunehmen
Mittlere Blasen
- Meine Ordentlichkeit
- Meine Tüchtigkeit
- Meine Gläubigkeit
- Meine Verbundenheit
- Ich verstehe das andere Geschlecht wenig
- Musik nervt mich sofort
- Ich finde es nicht gut, wenn Bankmenschen einfach nur Kohle machen
- Ich gehe materiellen Dingen eher aus dem Weg
- Was glauben Sie, macht Sie aus?
- Und wer nun, glauben Sie, wird Ihre Kundschaft und wer nicht?
- Kann es sein, das Ihre Zielgruppe nicht dem Markt oder Ihrem Kopf entspringen sollte, sondern Ihrem Wesen nach?
- Kann es sein, dass Sie Ihr Wesen noch suchen und ausformulieren müssen?
- Kann es sein, dass Ihre Stimmigkeit, Ihre Kongruenz, Ihre Authentizität zu mehr eigener Autonomie führen, ...
- Und dass diese Autonomie als Stärke, Sicherheit, Vertrauen und Annahme durch Ihre Kundinnen und Kunden wahrgenommen wird, weil die sich in selber Sache, Anliegen und Qualität von Leben fühlen (obwohl sie es vielleicht auch noch nicht geklärt haben - aber unterbewusst findet man sich in einer gegenseitigen Stimmigkeit).
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Weiss ich, wie ich bin, spüre ich, was ich von mir halte - damit "ent'spreche" ich potentieller Klientel. |
Und nun möchte ich von Ihnen wissen, wer Sie sind und was Sie können? Wo brennen Sie und wovon können Sie gleich die Finger lassen? Bluten Sie für Tiere oder Kinder, was zum Kuckuck bieten Sie sich mit Burn-out an?
Ich weiss, ich schreibe hier provozierend und unterstellend. Und ich habe keinen Auftrag, Sie oder sonst wen zu wecken oder zu beeinflussen. Machen Sie es so, wie Sie es für sich für richtig halten.
Es aber für sich "so" zu mache, wie man "es für sich für richtig hält" - genau das sollten Sie tun. Was genau ist denn für Sie "das Richtige"? Was ist "es"? Wer ist "für Sie"? Antworten Sie! Jetzt!
Im Februar 2014 wurde ich in selber Woche in XING zwei Mal mit Momenten und Aussagen konfrontiert, die mich dahin entscheiden liessen, mich 'zur Sache' auszudrücken - nach diesen beiden Texten spürte ich, das bin ich - ich will (im Moment) nicht anders sein. Wer genau dort hin will, wird meine Kundschaft sein (mögen) - alle anderen werden an mir vorbeigehen, für den Moment.
Gedankenniederschrift I:
Last but not least bin ich nach all den Jahren nicht sicher, ob mich das 'Geleistete / Gelernte / Gesammelte' eines Menschen so sehr beeindruckt, was wo überall gelesen, gelernt, abgeschlossen, bereist oder sonst wie abgerackert wurde, um es ausweisen zu können, was dann gerne getan wird und für mich eher "immer noch einem ansozialisierten Erziehungsanspruch" gerecht werden muss.
Genau betrachtet könnte ein Mensch bei einem inneren Wachsen gemäss der humanistischen Psychologie genau so gut mit einer einzigen Reise einen stilleren aber nicht minder souveränen Weg gefunden haben, nämlich den Weg zu seinem inneren Ich und dessen Entwicklung hin zur Kongruenz seiner Persönlichkeit (Individuation), so dass dieser bewusst lebt, in Empathie wie Selbstempathie, und dabei keine grossen Aufzählungen oder sonst Ausweise belegen wird, ohne dabei an Kenntnis, Kompetenz, Grösse oder Fähigkeit zu verlieren.
Jona Jakob, Feb 2014
Gedankenniederschrift II:
Ich wurde in diesen Tagen per Nachricht gefragt:
...was bedeutet es überhaupt ... Mensch zu sein?
Ich meine nicht, eine Antwort darauf zu "wissen" oder zu "haben" - was ich meine, ist, dass man sich dieser Antwort immer und immer wieder stellen sollte, es versuchen und so zumindest ein Bild von sich selber zu gewinnen - ich schrieb im Feb 2014:
Lieber K.
ME eine schöne Frage und zu selten gestellt.
Ich fand in diesen Tagen viel Antwort in einem Vortrag, was denn die Humanistische Psychologie auf diese Frage für Antworten hat. Damit kann ich gut leben. Man ist dann Mensch, nie ganz, aber stets werdend. Und man ist zu 50% seines Schmiedes Glück, wobei nicht jeder Schmied Glück haben muss. Und die anderen 50% sind Widerfahrnis, Schicksal, Aufgabe und demütiges Ertragen.
Diese Ganzheit an Schönem und Glücklichem, bewusst gepaart mit meiner Unzulänglichkeit, meinem Schmerz, der Sehnsucht und Melancholie aus Bürde, Scheitern und Widerfahrnis - das ist ein Bild, welches ich leben und vertreten mag, wenn ich mich frage, was es bedeutet, Mensch zu sein.
Ob andere anderes sehen, kann und vermag ich dabei offen zu lassen.
Oder was würdet ihr antworten?
Das Ich in dir bestimmt deine Kontakte - Frag nach dir, wenn du dich nicht kennst, suche dich, drücke dich aus, schreib!
Doch bitte machen Sie nun nicht folgenden Fehler: Suchen Sie so sehr Sie können, wer Sie sind und wie Sie sind. Doch werden Sie danach nicht zum ÜberzeugungstäterIn! Sie müssen nur vor sich selber wissen, wer und wie Sie sind - Sie dürfen diese Werte und eigenen Anliegen nun niemandem 'verkaufen / vermitteln / andrehen', ansonsten es kein Coaching mehr ist. Es wäre dann Unterrichten, Trainieren, Ausbilden, Informieren oder Beraten - aber es wäre kein Coaching mehr. Vertrauen Sie! Je stärker Sie wissen und sich gut fühlen, wie Sie sind, kommen Menschen ganz von alleine auf Sie zu, Sie deutlich spürend und wahrnehmend, als "so" und "so" und Ihnen mitteilend, dass Sie zu Ihnen kommen wollen, weil Ihr Wesen, so wie sie sind, ihnen entsprechen würden. Damit ich aber jemandem ent'sprechen kann (meine Wirkung auf andere), muss ich mich erst einmal aus'drücken. Ansonsten bleibe ich unerkennbar. Das verunsichert nicht nur potentielle Kunden, die nicht wissen, was sie von Ihnen halten können - das verunsichert ganz besonders Sie selbst, weil Sie selber nicht wissen, was Sie von sich halten.
Go ahed! - Herzlich
Jona Jakob
consensus-coaching.com
Zürich und Frankfurt