03.12.15

Sein Leben "auf die Reihe" kriegen kann langweilen

Coachingform: Personal Coaching
Thema: Chaotische Lebensentwürfe oder krisenbelastete Phasen
Ziel: Sein Leben auf die Reihe kriegen

Personal Coachings werden gerne dann gewählt, wenn man den Wunsch hat, sich mit seiner Situation jemandem anzuvertrauen, schnell, kurz, bezahlend. Denn man hat ein ganz "spezielles Leben / oder Jahre" hinter sich und möchte wegen der eigenen Misere ein Zeichen setzen, "endlich etwas zu tun" und sein Leben auf die Reihe kriegen.

Aber was ist die Situation?

Da gibt es unzählige Entwürfe und Situationen, Angestautes und Ungelöstes. Es gibt Schicksale, Krisen, Einbrüche, Unfälle, Rückschläge und Handicaps. Es gibt Verluste, Krankheit, Traurigkeit und Schmerz. Es gibt unzählige Versuche, Neustarts, Beratungen und wiederholte Anläufe. Und meist sind darob 10 - 30 Jahre verflossen. Man ist 35 oder 45 oder 55 ... und nichts klappt mehr. Nun soll ein Coaching es richten.

Erstens: Jedermann und -frau bleibt ob der persönlichen Situation OK! Es geht bei der Betrachtung weder um Gut oder Schlecht, um Richtig oder Falsch, um Schuld oder Unschuld. Um das geht es beim besten Willen nicht. Alles ist OK und es ist unbewertet, wie es ist.

Wer jedoch in einem Coaching eine mögliche Stärkung oder sogar Überbrückung seiner Situation sieht ("ich möchte es endlich schaffen"), für den gibt es eine grundlegende Wahrheit, die ich hier aufzeigen möchte:

Das eigene Leben auf die Reihe bringen, bedeutet: es "auf-die-Reihe-bringen!" 


Was will ich zeigen?

Nicht zu selten haben Menschen mit problembelasteten Lebensläufen ganz spezielle Erfahrungen im Verlauf der Jahre gesammelt. Das will ich hier niemandem unterstellen, wer sich aber doch so etwas eingestehen müsste, der soll nur in ein Coaching kommen, wenn ein Bewusstsein in den folgenden Punkten da ist und wahrgenommen wird.

Normales Leben, also krisenfreies Leben, ist eine ganz normale Sache. Nichts geschieht, Alles läuft. Leben vollzieht sich ohne jeden spektakulären Anteil. Und das kann gegenüber anderen Erfahrung richtig langweilig sein. Es ist vielleicht bünzlig, stupende, unspektakulär, simpel und bescheiden. Das ist nicht negativ bewertet, aber es ist zu fühlen. Zu fühlen gegenüber den Krisenzeiten und der Prügeljahre, in denen man nämlich Expertin und Experte im Überleben wurde.

Man ist ein SURVIVOR, eine GRENZGÄNGERIN oder wie ich es für mich formuliere: er oder sie wurde in seinen/ihren Künsten NEBENHÖHLENEXPERTE/IN.

Man hat, hier genannte Beispiele, seit vielen Jahren  richtig Ahnung in

  • Geldgeschichten, Krediten, Umschuldungen, Privatdarlehen, etc. etc. 
  • Finanzjonglierereien mit dem Arbeitsgeber, Vorschuss, Arbeitslosengeld, Stütze, Krankenkasse
  • Alkoholkonsum, Alkoholtrinkgründen, Alkoholentschuldigungen, Alkoholverstecken, etc. 
  • Medikamenten, Ausreden, Beschwörungen, Krankheitstagen, Abwesenheiten, Quellen
  • Drogen, Dealern, Telefonnummern, Kollegen, Beschaffung, Konsum, Täuschung, etc. 
  • Drama, Jammern, Lüge, Geschichten, Ausreden, Beschwörungen, etc. etc
  • und man hat enorm Ahnung in FLUCHT, nämlich in seine Nebenhöhlen des Lebens

Fluchtpunkte in Krisen, Bereiche an Lebenserfahrung

Man ist dort wirklich Expertin bzw. Experte. Denn in diesen Nebenformen von Leben, den Auswüchsen und Fluchtmöglichkeiten braucht es Fachwissen, Spezialistentum. Man ist darin echt versiert, aufmerksam, agil und raffiniert.

Und es ist spannend, total spannend. Viel spannender als des normale Leben. Es geht stets ein THRILL davon aus, Stoff für Sensation Seeker, Adrenalin für Junkies, Cracks, Freaks und alle, die alles sein wollen, nur nicht "normal".

Schmeisst mich der Vermieter noch nicht raus? Merkt die Krankenkasse nicht, dass ich schwarz arbeite? Sieht mich wer, wenn ich zum Dealer radel? Krieg ich noch keinen Krach, wenn ich das Geld nicht wie versprochen und vereinbart abliefer? Kann ich mich ohne Ärger von der Arbeit drücken? Blau machen?

Überall ist Spannung drin, überall bin ich Spezialist im Wagen, Versuchen, Lavieren und Jonglieren.

Macht das weiter, darüber hat mein Beitrag nicht zu richten. Worin die Binsenwahrheit meines Beitrages aber richtet, ist, ob es einen Sinn macht, in ein Coaching zu investieren, wenn man nicht bereit ist, die Gelassenheit eines normalen Lebens sich zu wünschen. Ruhe. Normalität. Entspannung. Bestimmt, damit ist anfänglich Hygiene und Disziplin verbunden, aber die Freude eines geordneten Lebens und dessen Ausbaupotentiale, dessen Gesundheit und echten Kontakte etc., das können Qualitäten sein, für die es sich lohnt. Und wenn jugendlich nicht, dann doch ab einer gewissen Lebensreife, wenn es nur noch mühsam wird, im Schlamassel zu überleben.

Und ja, was man einst gelernt und antrainiert hat, das kann man viele Jahre später ohne grossen Aufwand reaktivieren. Man kann sofort wieder absaufen, versiffen, verschulden und alles fahren lassen. Das geht blitzschnell und ist ohne jede Rücksprache nur mit sich selber auszumachen. Die Kunst des eigenen Bewusstseins ist es aber, ob man bei Erkennen einer Not sich mit "Mitteln des normalen Lebens" beraten, ja vielleicht sogar helfen lassen will - oder ob man den Crack und die Expertin des Selbstbetrugs weckt und erneut in Nebenhöhlen abhaut.

Mir ist Leben weder fremd noch schamhaft. Deine Wahl soll durch meinen Beitrag nicht moralisiert werden. Mir ist mehr, dass ich es clever finde, was Bewusstmachung schöpft. Ich hatte Lust, das mal zu zeigen.

Herzlich

Jona Jakob ¦ Individuation
Zürich Bern Frankfurt

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