21.08.18

Warum man beruflich loslassen, gehen und dann zurückkommen sollte.

Normalerweise streben wir in unserer beruflichen Entwicklung ein stetes Vorwärts an. Höher, weiter, schneller, irgendwie "besser". Das erschließt sich als Handlungsweise erst einmal: der nächst höhere Job, die wichtigere Aufgabe, der grössere Titel, alles gepaart mit Einkommen, Status, Rang und Optionen. Eigentlich ganz normal.

Doch wenn ich auf meine Berufslaufbahn blicke, 10 - 15 Jahre vor einer Beendigung, ich werde nächstens 56, dann würde ich aus Überzeugung und guten Gefühlen heraus darlegen können, warum ich nicht unwesentlich "stets im Heute der Besser meines Gestern bin".

Der "Bessere" ist nun nicht der Gesetztere, Höhere, Verdienendere oder Karrierist. Der Bessere bezieht sich auf eine bestimmte Souveränität über meine Kompetenzen. Ich bin nicht quantitativ der "Bessere meines Gesterns". Aber ich bin qualitativ der Bessere.

In nicht zu wenigen Kinofilmen sieht man Szenen, wo ein Schüler, ein Junior und Anfänger seine Schule, sein Dojo, sein Kloster sozusagen als Novize oder Mönch verlassen muss. Man verwehrt ihm die Heimkehr, sendet ihn raus, schickt ihn auf Wanderjahre. Man zwingt ihn förmlich, den Hort zu verlassen, einzig auf sein Können und seine Person sich stützend.

Es ist aber kein Rauswurf aus negativen Gründen. Es ist ein Entlassen, ein Stoßen aus dem Nest, damit man eines Tages zurückkehrt, als reife Persönlichkeit und Erfahrene/r. Nicht zu selten wird so eine zurückgekehrte Person zum Meister, Lehrer, Vorbild und neuer Trainer der Jungmannschaften.

Man ist dann - zurückkehrend - im Heute 

der Bessere seines losgelassenen Gestern.




So alle 10 Jahre haben sich meine beruflichen Kernaufgaben verändert. Dazu gehören auch mitten im Leben 10 Jahre Lebenskrise, die ebenso einen persönlichen Reifungsprozess und eine Erfahrung darstellen. Sie gehören zu meiner Karriere dazu. Aber es waren auch 12 Jahre als Dozent, 20 Jahre als Berufsprüfungsexperte, 12 Jahre als Coach. Und jetzt fragt man mich, ob ich die Entwicklung für ein Unternehmergruppe mit 10 bis >100 Leuten gestalten mag. Das entwickelt sich aktuell zur neuen Kernaufgabe.

In dieser Aufgabe ist alles wiedervereint, worauf ich "zurückkommen kann". Ich verstehe Berufsfachpersonen des Gewerbes, Handwerker, Hilfskräfte, Lehrlinge. Mir sind aber auch Juniors nicht unbekannt. Junge Meister, die ihre ersten Führungserfahrungen machen müssen, um Bauleiter oder Projektleiter werden. Und ich bin in Gruppen, wo Gründerinnen und Gründer ihre Anliegen vorbringen. Unterdessen stelle ich Leute an oder begleite den Prozess von Arbeitgebern und Arbeitssuchenden. Und letztendlich stehen Menschen im Zentrum, ob als Einzelperson oder als Gruppe, ob als junge Berufsleute oder reife Unternehmerinnen und Unternehmer. Ich bin in dieser Aufgabe als Entwickler einer Unternehmensgruppe nicht minder wieder Coach, ob Face-to-Face oder in Fragen der Executive. Nicht weniger bin ich Manager, taktisch, operativ und nicht zuletzt strategisch. Und auf alle Fälle bin ich wieder Unternehmer.

Ich mag es sehr, wenn ich die souveräne Qualität von jemandem spüre, die/der es lassen könnte, da plus ultra - darüber hinaus.


Alles was ich vereinbare ist von meinen einst zurückgelassenen 'Gestern' getragen. Gehe ich heute in ein Coaching, ich bin der bessere Coach. Verlangen die Dinge Ertrag, Wirtschaftlichkeit und Gewinn, bin ich der bessere Manager und Unternehmer. Backe ich abends Schnitzel - habe ich doch als Schweizer Koch angefangen - backe ich bessere Schnitzel.

So mag jeder äußerliche Schritt nach vorn für jemanden wichtig sein und auch gut aussehen. Aber 'gut werden' und 'von Güte sein' sind zwei unterschiedliche Dinge. Ich mag es gefühlt sehr, wenn ich die souveräne Qualität von jemandem spüre, die/der es lassen könnte, da plus ultra - darüber hinaus. 

Jona Jakob, Aschaffenburg
Senior Coach & "Beauftragter" :-)


P.S. Dieser Beitrag ist Daniel Steim aus Horgen gewidmet, unserem Präsident des Yacht Club Horgen. Als ich 2006 von ersten Coachingaufträgen sprach, sagte er: "Du weißt, das Wichtigste, wenn du Coach wirst ist, dass du es sein lassen kannst." Ich verstand ihn zwar, aber ich hätte viele Jahre lang niemandem erklären können, wie das gehen soll. - Danke, Dani.

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