19.06.20

'Verstehen' ist kein 'Müssen' ... auch nicht 'Einverständnis'.

Ein Missverständnis in der Kommunikation ist, dass wir glauben, mit dem Verstehen eines anderen Botschaft, diese annehmen zu müssen.

Das stimmt nicht. Wir können jemanden verstehen und einfach weglaufen. Oder nichts mit dem Verstandenen anfangen. Oder ganz ein anderes Verstehen, eine ganz andere Meinung in uns tragen.

Es ist dann eine Frage, ob ich durch Erziehung in mir so "programmiert / unfrei / noch zu wenig entwickelt" bin, dass ich konditioniert 'anspringe', wenn ich jemanden verstanden habe. Viel Auswirkung auf unsere Reaktion haben Verhaltensweisen des Gesprächspartners:

  • Der Beziehungsstand: ist mir nahe, weniger nahe oder gar unbekannt
  • Non-Verbale Kommunikationssignale: z.B. Dackelblick, böses Gesicht, Schulterschluss, etc
  • Das Gegenüber möchte einem miteinbeziehen, es sucht den Schulterschluss
  • Das Gegenüber erwartet meine Zustimmung, mein Einverständnis, da z.B. Businesspartner




Betroffen:
So springen wir - als aktuelles Bespiel - an, wenn wir Parolen aller Art für 'dumm, hetzerisch oder menschenfeindlich, tierfeindlich, fremdenfeindlich, kinderfeindlich, frauenfeindlich, rassistisch, etc.' halten. Wir reagieren mit "Fresse halten, ihr Idioten". So sind wir aber nicht mehr in der Lage, zuzuhören, egal wie nun das Thema ausgeht, könnte ja auch in der Beziehung oder auf Arbeit sein. Wir sind vereinnahmt, da betroffen.

Verstehen ist möglich, ohne betroffen zu werden:
Dieser 'Kniff' lässt sich eher am Praxisbeispiel erläutern: "Habe ich dich jetzt richtig gehört und verstehe ich das richtig? Du hast gesagt A = A und es ist dir mit der Aussage wichtig, dass wir deine Meinung kennen und vernehmen? Ist das so korrekt? (Fühlst du dich gehört / gelesen?)". Hinweis: Es ist enorm schwer, dies zu lernen und man muss mit Rückfällen rechnen. Dennoch, versuchen Sie es erneut.

Persönlichkeitsentwickelte Menschen können zuhören und sogar verstehen, dann aber unbetroffen und neutral bleiben. Das ermöglicht dem Zuhörenden und Verstehenden nicht zu 'reagieren', sondern zu entscheiden, wie er mit dem Verstandenen umgehen möchte und wie er darauf vielleicht antwortet.

Coaching:
Je näher mir eine Person liegt, desto schwerer wird es, sachlich zu bleiben (z.B. Mutter / Partner). Versuchen Sie mit Menschen in der Sache zu bleiben, wo es Ihnen bereits gelingt. Steigern Sie Ihre Sicherheit mit diesem 'Bewusstsein des Moments' langsam.

Das kann unterstützen:
Sich am Tag innerlich vorbereiten und bewusst machen, dass man sich so verhalten möchte. Beachten Sie dabei Ihre Tagesform: Sind Sie schon dünnhäutig oder müde, verschieben Sie ein Gespräch idealerweise.

Eskalation doch möglich:
Wenn Sie weiterhin "ausflippen", wenn Ihnen jemand seine Meinung "aufs Brot streicht", dann würde der Beitrag oben sagen: Sie sind noch nicht genug weit damit (Annahme). - Es gibt aber menschliche Wahrnehmungen, die Sie spüren lassen, dass Sie nicht die echte Wahrheit (authentische Wahrheit) vom Gegenüber erhalten (z.B. Einschleimen / Anlügen / Ausreden / Vertuschungen / etc). Dann ärgert Sie aber nicht das Vorgetragene - welches Sie verstehen könnten - sondern der Missbrauch des Vorgetragenen, um Ihnen sozusagen per Trojanischem Pferd, eine Unehrlichkeit "mitzuliefern" oder sich einen Vorteil zu ergatten, was Sie, ohne es bemerken zu sollen, bitte schlucken möchten. Dann dürfen Sie gerne mal sauer werden und es krachen lassen bzw. konfrontieren Sie Ihr Gegenüber (entlarven).

Oder Sie sind cool und sagen höflich: "Mein Empfinden ist, dass Sie mir mit diesen Erklärungen nicht die Wahrheit sagen - ich kann Ihnen gerade nicht trauen." Sie sind dann ok. Es ist des Gegenübers sein selbstzuverantwortendes Verhandlungsgeschick, glaubhaft zu erscheinen.


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Aschaffenburg, Frankfurt, Zürich

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