29.05.20

Wendezeit

Es gibt eine mich befremdende Fehlinterpretation: Was von vielen Menschen dem 'Coaching' als 'fragwürdiger Wischiwaschi' zugesprochen wird, wird von diesen Menschen auch dahin interpretiert, ich als Coach würde ja wohl auch nicht wirklich etwas ändern, auch wenn es angedacht wäre. Sie bezweifeln die Aussicht auf (m)ein konkretes Handeln. Nicht zuletzt sind es gerne noch Menschen, die trotzdem in ein Coaching kommen - nicht um Konsequenzen zu ziehen, sondern um genau das Gegenteil zu schaffen: sie suchen im Coaching eine Legitimation, genau das nicht zu tun, was getan werden sollte. Und in dieser behafteten Denke meinen sie, dass wird der Coach ja auch nicht tun (auch Coaches müssen mal etwas ändern bzw. handeln bzw. etwas tun - ist so ;-))


Jona Jakob, Mai 2020

Es muss damit zusammenhängen (meine Vermutung), dass die weiche, zugewandte, einfühlsame Art von ausgebildeten Coaches nicht für Härte, Klarheit oder Konsequenz spricht. Hier verbleiben die Vorstellungen an dem Punkt, wo man den Coach für einen 'Warmduscher' hält, "... und überhaupt, der hat ja keine Lösung gewusst, alles musste ich selber herausfinden ... der hat (ja auch) nichts getan, der kann gut reden." - So muss die Reaktion verlaufen, anders kann ich es mir nicht erklären.

Es verhält sich jedoch so: Das Einzige, was mich als Coach legitimiert, Coach zu sein und jemanden zu coachen, ist, dass ich, was Veränderung, Handeln, Konsequenzen niemandem mehr Rechenschaft mehr schuldig bin, da ich zuvor alles getan habe, es in der Präsenz tue und auch für die Zukunft kein Pardon für mich selber kenne, wenn es um die Notwendigkeit geht, zu handeln, egal wie schmerzvoll. Jetzt wird der Rubicon (Fluss) überschritten - klar, das wird nasse Füße geben, das interessiert aber niemanden. Rüber! Jetzt!

Wenn man das so betrachtet, könnte man getrost weiter definieren: Eigentlich ist für Kunden "nur" jener Coach (m/w/d) ideal, der einer Veränderung nicht aus dem Weg geht, sondern konkret wird und ändert. Das mag nicht die einzige Facette sein, welche für Güte eines Coaches spricht - aber es scheint mir im Kern doch das A und O. Denn wenn nicht, wenn Coaching verständnisvoll und einfühlsam dafür genutzt würde, der Veränderung galant aus dem Weg zu gehen, getröstet und heilsam "verstanden", dann sind wir mE bei dem, was ich diese Woche als "pseudo-verstrahlte Karpfen" bezeichnet las. Kein Delphin, kein Hai - ein pseudo-verstrahlter Karpfen.

Fazit: Die meisten Coaches, die Wirkung erzeugen, welche Veränderung bewirken, welche jemanden nach Punkt B fördern, sind nicht selten Coaches, weil sie genügend Souveränität besitzen, in der Gesellschaft für andere (lieb) da zu sein. Sie können es sich gestanden leisten, "den Weichen" zu geben.

Doch ein Coach kann jederzeit Sanierer, ob mit oder ohne Pardon.


www.jonajakob.com
Aschaffenburg, Frankfurt, Zürich

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